Tirol Atlas Archive

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NUTS-3 Region Wien (Österreich)

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Steckbrief
Hauptort: Wien171m
Höchste Erhebung: Hermannskogel542m
Gemeinden1
Bevölkerung1651437
Fläche415 km²
Bevölkerungsdichte3982 Einwohner/km²
>> Datenblatt Nuts-3 Kennzahlen
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Foto
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Grafiken
Höhenverteilung (Hilfe)
Corine Landbedeckung
Alterspyramide
 
NUTS-3 Nachbarregionen
Wiener Umland/Nordteil, Wiener Umland/Südteil
 
Klimadiagramme nach Walther-Lieth
Mariabrunn (226 m): ø 9.2 °C / Σ 725mm
Unterlaa (200 m): ø 10.2 °C / Σ 513mm
Wien Hohe Warte (202 m): ø 10.3 °C / Σ 607mm
Wien Innere Stadt (171 m): ø 11.6 °C / Σ 530mm
 

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Blick von Perchtoldsdorf gegen Wien (©Biosphärenpark Wienerwald Management GmbH)
"Wien, die Stadt an der schönen blauen Donau, ist widersprüchlich: Zugleich kosmopolitisch und nostalgisch, extravagant und provinziell mutet ihr Flair an. Und dem allseits bekannten Charme ihrer Bewohner kann man sich kaum verschließen." (Baedeker)

Weltberühmt sind auch das Riesenrad im Prater, Fiaker, Walzer, Opernball, Sachertorte und Wiener Kaffeehauskultur. Doch wer weiß schon, dass die österreichische Bundeshauptstadt UNO-Stadt, Sitz von OPEC, OSZE und IAEA ist?

Wien hat einen sehr hohen Grünflächenanteil, und von Nordwest bis Südwest ragt der Wienerwald bis ins Stadtgebiet. Der Hermannskogel bildet hier mit 542m die höchste Erhebung der Region. Der Leopoldsberg (425m) liegt als "Nase" markant über der Donau. Da dieser Teil zum Sandstein-Flysch-Wienerwald zählt, bauen sich die Berge aus Quarz, Kalksandstein und leicht verwitterbarem Mergel auf. Im Lainzer Tiergarten (23km²/Natura 2000) finden sich letzte Urwälder. Die teils 400 Jahre alten Eichen, Zerreichen, Rotbuchen, Erlen und Eschen bergen eine reiche Avifauna mit bedrohten Arten, wie Weißrückenspecht, Hohltaube und Zwergschnäpper. Im Totholz leben viele Insekten (Russischer Bär), und auch Fledermäuse sind hier zuhause (Mops- und Bechsteinfledermaus). Der Bestand an Hirsch, Reh und Wildschwein ist im ältesten Wildtierpark Europas traditionell hoch. Weiterhin macht diese Gegend Wien zu einer der wenigen Metropolen mit einem eigenen Weinbaugebiet.

Etwas weiter im Süden, wo der Sandstein-Flysch- in den Kalkstein-Wienerwald übergeht, liegt das Natura 2000-Gebiet Liesing mit Traubeneichen-, Eichen-Hainbuchen-, Rotbuchen-, Schwarzföhrenwäldern und Flaumeichenbeständen sowie Feuchtwiesen. Die hier auftretenden faunistischen Elemente entsprechen sehr den bereits genannten, der Wachtelkönig sollte speziell erwähnt werden.

Im Osten liegt das flache, landwirtschaftlich genutzte Marchfeld (vergleiche Wiener Umland/Nordteil).

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Das 1896/97 erbaute Riesenrad am Prater gilt als eines der Wahrzeichen Wiens (©Pixelio.de)

Die 23km² große Lobau im Südosten, das "Wiener Viertel" des Nationalparks Donau-Auen, gilt als eines der letzten naturnahen Auengebiete Europas. Balkan-Moorfrosch, Donau-Kammmolch, Gelb- und Rotbauchunke sind nur einige Beispiele für auftretende Amphibien. Europäische Sumpfschildkröte, Smaragdeidechse, Äskulap-, Würfel- und Schlingnatter stehen stellvertretend für die Reptilien. Fischotter, Biber, Hirsch, Reh, Fuchs und Wildschwein sind als Säugetiere im Park geschützt. In den Pappeln, Ulmen und Weiden sowie den Ufergebieten der Altarme kommen Eisvogel, Flussregenpfeifer, Silber- und Graureiher, Wespen- und Mäusebussard oder Seeadler vor.

Neuerdings gerät gerade die Lobau wieder unter Druck, da eine Untertunnelung oder eine Durchfahrung geplant ist. Wie vor zwei Jahrzehnten in der Hainburger Au erfolgte deshalb zum Jahreswechsel 2006/2007 eine friedliche Besetzung durch Umweltaktivisten (vergleiche Wiener Umland/Nordteil).

Der Wienerwald zwingt die feuchten Wolkenmassen aus West zum Abregnen, noch bevor sie die Region Wien erreichen. So empfängt die Klimastation Innere Stadt Wien (171m) nur 530mm Jahresniederschlag. Außerdem sind die Sonnenscheindauer mit 1.884h und die jährlichen Durchschnittstemperaturen mit 11,6°C recht hoch. Winterliche Hochdruckgebiete aus Osten führen zu 50 Frost- und 19 Eistagen.

Die Bevölkerungsdichte Wiens beträgt gegenwärtig 3.982 Einwohner pro km², mit weit über 1,5 Mio. Einwohner nimmt es ferner den zweithöchsten Rang unter den "alpinen" Nuts-3-Regionen ein. Wien liegt aber - ebenso wie Zasavska - außerhalb des Anwendungsbereiches der Alpenkonvention. 38.656 € BIP/Kopf verdeutlichen die hohe Wirtschaftskraft, welche alpenweit die fabelhafte 7. Stelle belegt. Unschönerweise liegt dabei die Arbeitslosigkeit bei 9,1%.

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Schloss Belvedere entstand im Barock des frühen 18.Jhs. (©Pixelio.de)
Ganze 82% der Arbeitsplätze liegen im Tertiären Sektor und hier vornehmlich in Handel und Instandsetzung, Immobilienwesen, Informatik, Forschung und Unternehmensdienstleistungen, Gesundheits- und Sozialwesen, Verkehr und Nachrichtenübermittlung sowie Öffentlicher Verwaltung, Landesverteidigung und Sozialversicherung. Arbeitsstellen im Sekundären Sektor (17% aller Stellen) bieten Bauwesen, Herstellung von elektrischen Geräten, Büromaschinen und Datenverarbeitungsgeräten, Papier-, Verlags- und Druckgewerbe, Nahrungs-, Getränke- und Genussmittelherstellung sowie Energie- und Wasserversorgung.

Mit über 7% der Nächtigungszahlen Österreichs beweist Wien seine touristische Sonderstellung. Die gesamte Altstadt ist Unesco-Weltkulturerbe, Wahrzeichen bleibt der Stephansdom als wichtigstes gotisches Bauwerk des Landes (ab 12.Jh.), in der Hofburg (ab 13.Jh.) lenkten die Herrscher über sechs Jahrhunderte die Geschicke des Heiligen Römischen Reiches und der Donaumonarchie. Zu weiteren Höhepunkten zählen Kaiserappartements und Spanische Hofreitschule (18.Jh.), Schatzkammern sowie die Schlösser Schönbrunn und Belvedere (17.-18.Jh.). Im 20.Jh. erweiterte Hundertwasser die Wiener Kunst um eine zauberhafte Facette, zu sehen im Hundertwasserhaus, an der Müllverbrennungsanlage und sogar einem Schiff der Donau-Dampfschifffahrts-Gesellschaft.

Es gibt kein Vorbei an Museumsquartier, Natur- und Kunsthistorischem Museum und Nationalbibliothek, Albertina, Sigmund-Freud- und Judenmuseum. Burgtheater, Staatsoper und Wiener Sängerknaben bieten Weltklasse-Vorstellungen. Traditionelles Wienerlied, Jazzszene und Donauinsel dienen der leichteren Unterhaltung. Die hiesigen Gerichte spiegeln die kulturelle Vielfalt langer Jahrhunderte wider: So stammt das "Wiener Schnitzel" ursprünglich aus Mailand, das "Wiener Gulasch" aus Ungarn und Strudel, Golatschen und Palatschinken aus Böhmen. In den Cafés und Beiseln sowie den Heurigenlokalen der Weinbaugebiete werden dazu die lokalen Weine Veltliner, Neuburger, Welschriesling, Zweigelt, Burgunder, St. Laurent oder "Gemischter Satz" serviert.

Auf der Hohen-Wand-Wiese fand 1967 der erste Parallelslalom der Welt statt, heutzutage ist die Skipiste sogar beschneit.

Geschichtliches

Das Wiener Becken war bereits während der Jungsteinzeit besiedelt, und auch Belege der Urnenfelder- und Hallstattkultur sind bekannt. Die Kelten legten ein Oppidum am Leopoldsberg sowie die Siedlung "Vedunia" an. Die Römer errichteten ein Militärlager und die Stadt "Vindobona", die sie der Provinz Pannonien zurechneten. Ab dem 5.Jh. führten ein großer Brand und der Durchzug von Langobarden, Slawen und Awaren in unsichere Zeiten. "Weniam" wurde dann 881 in einem Bericht über eine Schlacht gegen Magyaren erstmals urkundlich erwähnt. 976 gründeten die Babenberger die Keimzelle Österreichs, die Markgrafschaft "Ostarrichi", in der Wien 1155 Hauptstadt wurde. 1221 erhielt sie Stadt- und Stapelrecht. 1278 begann die Habsburgische Herrschaft, die im 14.Jh. zum Bau des Stephansdoms und zur Gründung der Universität führte. Danach bewirkten Erbstreitigkeiten, Unruhen, Judenvertreibung und -ermordung herbe Rückschläge.

1469 wurde Wien Sitz des Bischofs, 1556 des Kaisers, was zur Rekatholisierung führte. Bis ins 17.Jh. plagten Türkenbelagerungen und Pest die Stadt - erst im Barock des frühen 18.Jhs. sollte sie wieder florieren. "Vienna gloriosa" erstrahlte im Glanz neuer, prachtvoller Bauwerke, unter denen Schloss Schönbrunn und Schloss Belvedere nur als Beispiele genannt sind. Bis zur Wiener Klassik rund um Mozart, Beethoven und Haydn stieg Wien zur Kulturhochburg auf. Mühelos besetzte Napoleon 1805 die Stadt, die Schlacht von Aspern 1809, in der die Überschreitung der Lobau eine große Rolle spielte, war jedoch ein erstes Anzeichen für die Besiegbarkeit des französischen Heeresführers. Ohnehin war der Wiener Kongress nicht mehr weit. Er führte Europa in eine geordnetere, aber wenig liberale Zukunft. Der starke Zuzug ließ die Einwohnerzahl bis 1910 auf über 2 Mio. explodieren - ein bis heute historischer Rekord.

Mit dem Ende des Ersten Weltkriegs war das Kaiserreich verloren und Wien zur Hauptstadt des Rumpfstaates Österreich reduziert. 1922 wurde Wien zum eigenen Bundesland. Hitler ließ 1938 die Deutsche Wehrmacht in seine Heimat einmarschieren. Der Antisemitismus zerstörte allein 92 Synagogen und nur wenige Tausend der zuvor 200.000 jüdischen Bürger überlebten den den Zweiten Weltkrieg. Rund ein Fünftel Wiens zerfiel unter heftigen Luftangriffen. Die Schlacht um Wien kurz vor Einzug der Roten Armee kostete 40.000 Menschen das Leben. Trotz der Lage am Eisernen Vorhang entwickelte sich die Stadt seither unablässig fort, seit dessen Fall verstärken die Nähe zur slowakischen Hauptstadt Bratislava und Osteuropa allgemein das Wachstum als Drehscheibe zwischen Ost und West.

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