Tirol Atlas Archiv

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NUTS-3 Region Wiener Umland/Nordteil (Österreich)

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Steckbrief
Hauptort: Klosterneuburg192m
Höchste Erhebung: Jochgrabenberg645m
Gemeinden91
Bevölkerung290631
Fläche2722 km²
Bevölkerungsdichte107 Einwohner/km²
>> Datenblatt Nuts-3 Kennzahlen
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Foto
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Grafiken
Höhenverteilung (Hilfe)
Corine Landbedeckung
Alterspyramide
 
NUTS-3 Nachbarregionen
Sankt Pölten, Wien, Wiener Umland/Südteil
 
Klimadiagramme nach Walther-Lieth
Langenlebarn (175 m): ø 9.5 °C / Σ 597mm
Oberleis (420 m): ø 8.5 °C / Σ 531mm
 

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Kellergasse bei Baumgarten am Tullnerfeld (©Biosphärenpark Wienerwald Management GmbH)
"Schlossland, Weinland, von der Natur gesegnetes Land" - so lautet die Kurzbeschreibung des nördlichen Wiener Umlands. Die ländlichen Idylle sollte aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Region wegen stark zunehmender Bevölkerung und unbedachter Nutzung allmählich in Bedrängnis gerät.

Der Alpenkonventionsanteil beschränkt sich auf die nördliche Hälfte des Wienerwalds, also den nordöstlichen Ausläufer der Nördlichen Kalkalpen (vergleiche Wiener Umland/Südteil). Innerhalb der Region liegt dessen höchster Punkt am Jochgrabenberg bei nur 645m, Tulbinger Kogel (494m) und Sonnberg (420m) sind noch niedriger. Über drei Viertel des Waldanteils im nördlichen Wienerwald machen Laubbäume aus. So bewahrt der Naturpark Eichenhain (35km²) die mit Buchen, Hainbuchen und Eichen überzogenen sanften Hänge, die nur von einzelnen Wiesen aufgelockert werden. Haselbach und Rotgrabenbach plätschern friedlich bergab, der Hagenbach hat eine einige Meter tiefe Klamm in den weichen Sandstein erodiert. Direkt an den Stadtrand Wiens grenzt der Naturpark Purkersdorf-Sandstein Wienerwald, dessen Buchenwälder rund um die Rudolfshöhe (475m) dem gestressten Stadtbewohner als Erholungszone dienen.

Zwischen dem auf Wiener Regionsgebiet gelegenen Leopoldsberg (425m) und dem markanten Bisamberg (358m) durchbricht die Donau das Gebirge zur Wiener Pforte. Das Natura 2000-Gebiet Bisamberg schützt vielfältige Weinbau-, Wald- und Steppengrasländer, in denen Ziesel, Russischer Bär (eine Käferart), Großer Feuerfalter sowie die Vogelarten Blutspecht, Neuntöter oder Wespenbussard auftreten.

Donauaufwärts bildet das etwa 50km lange Tullnerfeld eine von der Donau generierte Schotterfläche. Zwei große Mauern stauen den Hauptfluss, dem regional Schmida, Senningbach, Perschling, sowie Große und Kleine Tulln zufließen. Im Norden hebt sich die Hochterrasse des Wagram ab, die wegen ihrer Kirschen, Marillen und Weinreben als "Piemont Österreichs" bezeichnet wird.

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Stiftskirche Klosterneuburg (12.Jh.) (©Maria Haffner)
Am Übergang ins Weinviertel stößt die Region an die aus Kalk aufgebauten Leiser Berge (Gartenberg: 366m) mit Eichenmischwäldern und steppenartigen Trockenrasen. Wiederum sind auch Kellergassen Teil des hier errichteten Naturparks.

Das Marchfeld im Osten ist mit insgesamt 900km² Fläche die größte Ebene Niederösterreichs. Flugsandflächen (Natura 2000: Pannonische Sanddünen/25km²), Föhrenwälder und Heiden gestalten den Naturraum bunt, die lössbedeckten Schotterflächen gelten als "Kornkammer Österreichs", ferner liegt hier ein Erdöl- und Erdgasfeld. Die March bildet die Grenze zur Slowakei. In sie münden Weiden- und Rußbach, deren Gewässergüte infolge intensiver Landwirtschaft als schlecht bewertet wird. Sinkende Grundwasserspiegel und Überdüngung führen zu Versteppung, Windabblasung und Verlust vieler Feuchtgebiete, in denen auch Störche hausen.

Der Nationalpark Donauauen (93km²) sichert eine der letzten unverbauten Flussauen Europas. Das Naturjuwel weist ein Spektrum von über 700 Arten höherer Pflanzen, 100 Brutvogel- und 60 Fisch-, 30 Säugetier-, 13 Amphibien- und 8 Reptilienarten auf. An dieser Stelle sollte 1984 ein Kraftwerk entstehen, das den unwiderruflichen Verlust der Artenvielfalt zur Folge gehabt hätte. Die gewaltlose Besetzung der Hainburger Au führte schließlich zum Nationalparkprojekt, das 1996 in die Tat umgesetzt werden konnte. Gegenwärtig steht der Park erneut unter Druck (vergleiche Wien).

Klimatisch zählen Tullner- und Marchfeld zu den trockensten Regionen des Landes, was die Station Langenlebarn (175m) mit Jahreswerten von 9,5°C und 597mm beweist. Im Stau des Wienerwaldes wird es feuchter.

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Ein Altarm der Donau im Nationalpark Donau-Auen (©Pixelio.de)
Die Region besitzt eine Einwohnerdichte von 107 Einwohner pro km², wobei das direkte Wiener Umland mit starkem Zuzug und Landschaftszersiedlung durch gesichtslose Neubauten zu kämpfen hat. Der Zuwachs der Gesamtbevölkerung zwischen 1994 und 2004 betrug 16% - ein Rekord unter den alpinen Nuts-3-Regionen. Das BIP/Kopf liegt dagegen mit 20.982 € nur auf Rang 71 alpenweit. Arbeitslos sind 3,7%. 8% arbeiten im Ersten, 29% im Zweiten und 63% im Dritten Sektor.

Die fünf wichtigsten Gruppen industrieller Arbeitgeber sind Bauwesen, Nahrungs-, Genussmittel- und Getränkeproduktion (Stift Klosterneuburg bleibt einer der größten Weinproduzenten Österreichs), Maschinenbau, Metallproduktion, -bearbeitung und Herstellung von Metallerzeugnissen sowie Verlagswesen, Druckerei und Vervielfältigung. Im Tertiären Sektor sind dies Handel und Instandsetzung, Gesundheits- und Sozialwesen, Immobilienwesen, Informatik, Forschung und Unternehmensdienstleistungen, Erziehung und Unterricht sowie Öffentliche Verwaltung, Landesverteidigung und Sozialversicherung.

Touristisches Potential - insbesondere für dessen sanfte Ausprägungen - ist im nördlichen Wiener Umland gegeben. Der Wienerwald bietet sich vor allem für Tagesausflüge von Wien aus an, wobei Mountainbiken, Skilanglauf und Besuche von Schauobstgärten oder der Greifvogelzuchtstation Unterkirchbach zum Angebot zählen. Die Angebote der Naturparks sind ebenso vielfältig. Entlang des zweitlängsten Stroms Europas führt der Donauradweg.

Das Fragnerland besticht mit der ländlichen Atmosphäre und zahlreichen Kulturgütern, wie Pfarrkirchen, Kapellen, Kreuzwegen und den Schlössern Judenau (13.Jh.), Rappoltenkirchen (14.Jh.) und Dietersdorf (16.Jh.). Tulln ist stolz auf seine Donaubühne, der größten Flussbühne Europas. Da der expressionistische Maler Egon Schiele anno 1890 hier geboren wurde, ist ein Besuch des ihm gewidmeten Museums obligatorisch. Auch die Pfarrkirche St. Stephan (ab 11.Jh.) und die Minoritenkirche (13.Jh.) sollte man kennen. Im Tullnerfeld veranstalten die Schlösser Thürnthal (18.Jh.), Grafenegg (17.Jh.) und Atzenbrugg (ab 12.Jh.) Konzerte, Adventmarkt und Schubertiaden.

Rad- und Reitwege führen durch den beschaulichen Wagram, wo Seminar- und Weintourismus ausgebildet sind. Als Teil des Weinbaugebietes Donauland werden Grüner Veltliner, Weißburgunder, Chardonnay, Riesling, Roter Veltliner oder Zweigelt produziert. Die Marchfeldschlösser Orth (10.Jh.), Marchegg (ab 14.Jh.), Niederweiden (17.Jh.), Hof und Eckartsau (beide 18.Jh.) spiegeln den Prunk vergangener Tage. Nach einer Fahrt über den March-Radweg darf man sich den lokalen Spezialitäten hingeben, zu denen Spargel-, Wild- und Fischgerichte gehören.

In Klosterneuburg führt kein Weg am Besuch von Chorherrenstift, Leopoldskapelle mit Verduner Altar (12.Jh.), Stiftsmuseum, aber auch der modernen Sammlung Essl vorbei. Das "Fasselrutschen" über ein riesiges Weinfass am Leopoldi-Landesfeiertag gehört zum Brauchtum im Ort.

Geschichtliches

Am Bisamberg beweisen Funde aus der Mittel- und Jungsteinzeit die jahrtausendelange Besiedlung sowie die älteste Verarbeitung von Kupfer in Österreich. Entlang der Bernsteinstraße machten sich nach dem Ende der letzten Eiszeit Illyrer und Kelten sesshaft. Dauerhafte Siedlungen in der Nähe des heutigen Hauptorts Klosterneuburg entstanden im 1.Jh. n.Chr. nach Ausbau eines Kastells in der römischen Provinz Pannonien. Die Völkerwanderung setzte ein und es dauerte bis ins 11.Jh., bis sich wieder feste Siedlungen etablieren konnten. Ab 1113 erbaute der Babenberger Markgraf Leopold III. eine Residenzstadt mit einer exorbitanten Stiftskirche. Durch die unzähmbar erscheinende Donau entwickelte sich der Stadtteil Korneuburg immer weiter weg, was Klosterneuburg 1298 ein neues Stadtrecht einbrachte. Die unteren Stadtteile waren dabei im 16. und 17.Jh. immer wieder Türkeneinfällen ausgeliefert, dennoch bildete Klosterneuburg ein wichtiges Schild für Wien - die Habsburger unterstützten im Gegenzug das Stift.

Napoleonische Besetzungen erfolgten in den Jahren 1805 und 1809, in der "Schlacht bei Wagram" gewann das französische Heer, was den für Österreich äußerst schmerzhaften Frieden von Schönbrunn zur Folge hatte. Später erfolgte eine verbesserte Anbindung an die Hauptstadt und viele Wiener zogen nach Klosterneuburg. Während der nationalsozialistischen Periode wurde die Stadt als 26. Wiener Gemeindebezirk verwaltet. Der Wienerwald erlitt im Zweiten Weltkrieg starke Wunden, beispielsweise durch Bombardierungen, Schützengräben und Panzer. Das Holz wurde zum Heizen verwendet und Obdachlosensiedlungen breiteten sich aus. Heute ist Klosterneuburg die drittgrößte Stadt in Niederösterreich. Administrativ besteht die Nuts-3-Region aus den Politischen Bezirken Korneuburg, Tulln und den Gerichtsbezirken Gänserndorf, Klosterneuburg, Purkersdorf sowie jeweils einem Teil der Gemeinden der Gerichtsbezirke Zistersdorf und Mistelbach.

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