NUTS-3 Region Osttirol (Österreich)
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Osttirol ist eine Alpenregion von einzigartiger natürlicher Schönheit, deren Bewohner bis heute ihre eigene Identität und ein starkes Selbstbewusstsein bewahren konnten. Im Norden erheben sich die Hohen Tauern, eine Hochgebirgsregion der Zentralalpen, die sich weitgehend aus den Gneisen und Schiefern des "Tauernfensters" aufbaut (vergleiche Lungau, Tiroler Unterland). Der Großvenediger (3.666m) bildet den vierthöchsten Berg in Österreich, der Großglockner (3.798m) ist der absolute Höhepunkt - in vielen Beziehungen. An die hohen Bergflanken schmiegen sich Umbalkees, Mullwitzkees, Schlatenkees, Viltragenkees, Laperwitzkees, Fruschnitzkees und Teischnitzkees an, um nur die größten Gletscherflächen zu nennen. Imposant sind Tauerntal, Dorfer Tal, Kalser Tal und das mit völlig intakter traditioneller Kulturlandschaft gesegnete Virgental. Der Streit um ein großes Staudammprojekt im Dorfer Tal beherrschte über lange Jahre die öffentliche Diskussion, bis sich die Bürger 1987 entschlossen gegen dessen Bau aussprachen. Kurz zuvor war das Bewusstsein für den nachhaltigen Umgang mit der Natur durch die Gründung des ersten österreichischen Nationalparks stark gewachsen, der noch heute das touristische Rückgrat der ganzen Region bildet. Der Nationalpark Hohe Tauern (Natura 2000) ist ein Gebiet außerordentlichen ökologischen Werts und mit 1.836km² das größte Schutzgebiet Mitteleuropas. Über ein Drittel aller in Österreich bekannten Pflanzenarten und die Hälfte der Spezies an Säugetieren, Vögeln, Reptilien und Amphibien sind hier heimisch. Bergwiesen in der südlichen Nationalparkzone weisen extreme Artendichten auf. In einem einzigen Hochtal können allein 700 Schmetterlingsarten auftreten. Viele andernorts bereits ausgestorbene Vögel haben hier ein sicheres Refugium, unter anderem Bartgeier und Steinadler (40 Brutpaare), im Sommer finden sich 50 Gänsegeier ein. Der Bartgeier allein benötigt beispielsweise für sein Überleben ein Revier von mindestens 400km². Beobachtet werden hohe Populationen von Schneehase, Steinwild (900 Stück) und Luchs, aber auch Murmeltier (teils 350 Stück/km²) und Alpensteinbock. Bär und Wolf sollen zukünftig angesiedelt werden. Weitere Informationen bieten die Kapitel Pinzgau-Pongau und Oberkärnten.
Der Großglockner (3.798m) ist die höchste Erhebung im Nationalpark Hohe Tauern (©Nationalpark Hohe Tauern/Lois Lammerhuber) Südlich des Osttiroler Pustertals (periadriatische Naht) beginnen mit Lienzer Dolomiten (Große Sandspitze: 2.770m) und Karnischen Alpen (Große Kinigat: 2.689m) die Südlichen Kalkalpen. Hydrologisch bildet das aus Tauernbach, Schwarzach und Kalser Bach bestehende Einzugsgebiet der Isel den größten Teil Osttirols. Die Große Isel gilt als einer der letzten intakten Gletscherflüsse der Alpen. Im Becken von Lienz mündet dieser, wie auch Gail und Villgratenbach, in die vom Pustertal kommende Drau, den viertgrößten Nebenfluss der Donau. Ein Alpinschriftsteller will in seiner Heimat Osttirol 160 Bergseen gezählt haben. Der Dorfer See in den Hohen Tauern, der Oberseitsee in der Lasörling-Gruppe, der Zagoritzsee im Deferegger Gebirge und der Obstanser See am Karnischen Kamm sollen stellvertretend genannt sein. Lienz (668m) weist mittlere Jahreswerte der Temperatur und des Niederschlags von 7,6°C und 897mm auf, Kals (1.347m) misst 4,5°C und 835mm. Föhneffekte hinter dem Großglocknermassiv halten die Niederschläge gering und sorgen für über 2.000 Sonnenstunden jährlich. Plötzlicher kalter Tauernwind kann allerdings auch zu heftigen Wetterstürzen führen. Die Bevölkerungsdichte Osttirols liegt bei geringen und stagnierenden 25 Einwohnern pro km². Ein BIP/Kopf von 18.654 € bringt alpenweit nur Rang 86 ein. Viele Osttiroler empfinden die Lebensqualität ihrer Region dennoch als sehr hoch, was auch eine österreichweite Untersuchung 2007 bestätigt. Die Arbeitslosigkeit beträgt 5,7%. Dienstleistungsberufe bieten 61% aller Arbeitsplätze, vorwiegend in Handel und Reparatur, Beherbergungs- und Gaststättenwesen, Gesundheits- und Sozialwesen, Erziehung und Unterricht sowie Öffentlicher Verwaltung, Landesverteidigung und Sozialversicherung. Im Sekundären Sektor (31% der Stellen) dominieren Bauwesen, Nahrungs-, Genussmittel- und Getränkeproduktion, Maschinenbau, Herstellung von Metallerzeugnissen sowie Be- und Verarbeitung von Holz (ohne Möbel). Immerhin 8% der Erwerbstätigen verdienen ihr Einkommen im Primären Sektor. Für Menschen, die den Wert wahrer Natur schätzen, ist ein Urlaub in dieser Nuts-3-Region eine dringende Empfehlung. Egal ob im Skigebiet Sankt Jakob, im Matreier Goldried, in Kals am Großglockner, in Sillian-Hochpustertal, Obertilliach im Tiroler Gailtal oder Lienz-Zettersfeld-Hochstein - die schneesicheren Höhenlagen und die vernünftigen Ausmaße der Liftanlagen garantieren unvergessliche Wintertage auf Pisten und Loipen. Dabei bleiben die Landschaft unverdorben und die Panoramen auf die unzähligen 3.000er unübertroffen. Im Sommer erschließen allein 1.350km Wanderwege im Nationalpark die Wildnis auch für den Wanderer und Mountainbiker, der Drautalradweg zieht hunderte Tagesgäste an. Blumenwege, Wasser- und Gletscherschaupfade, Wald- und Alpinlehrwege machen diesen auch rational zugänglich. Almen, Wassermühlen, Holzbildhauer und Schnapsbrennereien sind ebenfalls einen Besuch wert. Von Virgen führt die Wallfahrt zur Kirche Maria Schnee in Obermauern (15.Jh.), wo heute noch der Brauch des Widderopfers gepflegt wird. Der Sage nach versprachen die Osttiroler zu Zeiten der Pest eine Wallfahrt und zugleich ein alljährliches Tieropfer. Da sich der Widder aber losreißen konnte und selbst in die Kirche einzog, wird dieser auch heutzutage nur mitgeführt und nicht geschlachtet. Nahe Matrei überwachte Schloss Weißenstein (erste Erwähnung 1160) einst die Tauernroute. Am Hauptplatz von Lienz steht die behäbige Liebburg der Grafen Wolkenstein (17.Jh.), hoch über dem Iselufer thront die gotische Pfarrkirche Sankt Andrä (15.Jh.). In Schloss Bruck (13.Jh.) sind Werke des Malers Albin Egger-Lienz ausgestellt - des vielleicht berühmtesten Osttiroler Künstlers (1868-1926). Sankt Jakob im Defereggental feiert das Almrosenfest, Lienz sein Altstadtfest. Die hiesige Spezialität "Schlipfkrapfen" besteht aus Nudel- und Kartoffelteig und wird mit zerlassener Butter und geriebenem Käse garniert. Mehlspeisen aus Mohn, wie "Ingsaante Niggelen", gehören an Feiertagen auf den Tisch, und der "Blattlstock" darf auf keinen Fall am Polterabend fehlen.
Geschichtliches
Nach Urnenfelderkultur, Rätern, Illyrern und Kelten - letztere ab 100 v.Chr. - zogen 15 v.Chr. der Drau entlang die Römer ins Land. Sie gründeten Aguntum als einzige Stadt auf Tiroler Boden und ordneten die Region der Provinz Noricum zu. Die Tauernschätze Gold, Kupfer und viele andere Edelmetalle förderten sie fleißig zu Tage und ließen die Gewinne der Römischen Staatskasse zufließen. 610 wurde die Stadt Aguntum bei Kämpfen zwischen Bajuwaren und Slawen zerstört. Siedler beider Völker ließen sich später hier nieder. Hochstift Freising, Erzbistum Salzburg, Patriarchat Aquileia und Diözese Brixen konkurrierten in der Folge. Ab dem 11.Jh. dehnten die Grafen von Görz ihren Machtbereich bis hierher aus. 1242 wurde Lienz zur Stadt erklärt, im 14. und 15.Jh. bildete es deren Residenz.
Um 1500 teilte Kaiser Maximilian I. das Land, woraufhin Oberkärnten zu Kärnten sowie Osttirol und das Pustertal an Tirol fielen. Der bayerischen Herrschaft ab 1806 erwehrten sich die Osttiroler Schützen durch Anschluss an Andreas Hofer, 1809-1814 gehörten die Gefilde den Illyrischen Provinzen Napoleons an. Der Name "Osttirol" wurde erst nach Abtretung Südtirols von Österreich 1919 Usus, wodurch die Region als Tiroler Exklave in wirtschaftliche, verkehrsmäßige und kulturelle Isolation geriet. Der Zweite Weltkrieg brachte die zeitweilige Zuordnung zu Kärnten, Bombardierungen und viele Kriegstote. Britische Besatzer hielten ab 1945 Einzug. Eine positive Entwicklung setzte mit der Anbindung gen Norden durch die Felbertauernstraße 1967 ein, die auch dem Tourismus die Tore öffnete. Administrativ entspricht die heutige Nuts-3-Region dem Politischen Bezirk Lienz. | |||||||||||||||||||