NUTS-3 Region Nordburgenland (Österreich)
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Die Lebensräume zwischen Alpen und Puszta bergen eine außerordentliche Vielfalt, allein der Neusiedler See ist zugleich Unesco-Weltkulturerbe, Biosphärenreservat, Ramsar- und Natura 2000-Gebiet sowie Nationalpark. Der höchste Punkt des Nordburgenlands liegt auf 748m am Heuberg im Rosaliengebirge. Der Bergrücken aus Gneis, Glimmerschiefer und Kalk ist waldbedeckt. Diesem Ausläufer der Zentralalpen verdankt die Region ihren Status als "alpine" Nuts-3-Region, denn ansonsten liegt ihr überwiegender Flächenanteil außerhalb des Alpenkonventionsgebiets. Im Süden bildet der Nordwest-Abhang des Ödenburger Gebirges die Grenze zum Mittelburgenland. An der Wiener Neustädter Pforte verläuft die Wasserscheide zwischen Leitha und Wulka, als isoliertes Zentralalpenglied erstreckt sich nordöstlich davon das Leithagebirge (Sonnenberg: 484m) - ein Rest der Verbindung zwischen Alpen und Karpaten. Hier steht das größte Zementwerk ganz Österreichs, seine Beständigkeit zeigt der den kristallinen Kern umgebende Leithakalk aber auch als Baustein und Bildhauermaterial. Die Wälder bestehen aus Eiche und Buche, in den Südost-Lagen gedeihen Wein und Kirschbäume. Die Eisenstädter Bucht bildet den flachen Kernraum der Region. Bis hin zur Kleinen Ungarischen Tiefebene zieht sich dieses Terrassenland der Donau rund um den Neusiedler See. So liegt im Westen die teils lössbedeckte Wulka-Niederung, die Kornkammer des Burgenlands, in der Getreide, Mais, Raps, Zuckerrüben, Obst und Wein angebaut werden. Marzer Bach, Sulzbach und Eisbach fließen der in ihrer Gewässergüte belasteten Wulka zu, die in den Neusiedler See mündet. Die fruchtbare Ebene des Heidbodens zieht sich bis an die slowakische und ungarische Grenze. Gen Süden schließen sich die Parndorfer Platte mit pannonischer Heide, Weinbau und Ackerland sowie der Seewinkel an. Seine zirka 40 Salzlacken sind je nach Niederschlag Seen oder in der Sommerhitze ausgetrocknet und weiß vom auskristallisierten Salz. Die Oberfläche der Langen Lacke kann nach starken Regenfällen 10km² erreichen und bildet damit die größte Lacke.
Auch die Maße des Neusiedler Sees schwanken bei nur 1m durchschnittlicher Tiefe extrem. Im Mittel weist er 140km², mit Schilfzonen sogar 315km² Fläche aus, und ist 36km lang sowie 8km breit. Er gilt als größter See Österreichs (vergleiche Traunviertel) und westlichster Steppensee Europas. Drei Viertel seiner Fläche liegen auf österreichischem Staatsgebiet. Seit 1992 besteht der Nationalpark Neusiedler See-Seewinkel, der einzige international (IUCN-)anerkannte und zugleich grenzüberschreitende Nationalpark Österreichs (300km²). Die Liste der bedrohten Pflanzenarten ist lang. Auf ihr stehen Fuchsschwanz-Sumpfgras, Ungarischer Tragant, Salz-Gerste, Salzwiesen-Schwertlilie, Helm-Knabenkraut, Österreichischer Salbei oder Pannonische Salzmelde. Die Salzlacken gehören zu den bedeutendsten Brut- und Rastplätzen für Enten, Gänse, Möwen und Watvögel im europäischen Binnenland. So treten Seeregenpfeifer, Silberreiher, Löffler, Graugans, Säbelschnäbler, Uferschnepfe oder die global bedrohte Moorente auf. Unter den Säugetieren scheint der Ziesel auf, unter den Amphibien Rotbauchunke, Knoblauchkröte und Donaukammmolch. Das Wiener Nachtpfauenauge ist ebenso selten wie zahlreiche andere Schmetterlings-, Heuschrecken- und Libellenarten. Das pannonische Klima zeigt sich an den Jahreswerten der Klimastation Neusiedl (135m): Gemessen werden relativ hohe 10,3°C, stolze 1.905 Sonnenstunden sowie 77 Frost- und 21 Eistage. Die Jahressummen der Niederschläge bleiben mit einer Jahressumme von 596mm gering, sie erreichen in keinem Monat mehr als 68mm - das Maximum im Juni. Dies entspricht in etwa einem einzigen sommerlichen Starkregen im Gebirge. Im Hauptort Eisenstadt (184m) liegen die mittleren Werte bei sehr ähnlichen 10,4°C und 619mm. Die Bevölkerungsdichte beträgt im Nordburgenland 81 Einwohner pro km². Erwirtschaftet wird ein BIP/Kopf von 20.725 € BIP/Kopf, was im Vergleich der Alpenregionen nur für Rang 74 genügt. Die Arbeitslosigkeitsrate liegt bei 5,1%. 7% der Erwerbstätigen arbeiten weiterhin im Ersten Sektor. Im Zweiten Sektor (25% der Stellen) dominieren Bauwesen, Nahrungs-, Genussmittel- und Getränkeproduktion, Herstellung von Möbeln, Schmuck, Musikinstrumenten und Recycling, Produktion von Gummi- und Kunststoffwaren sowie Energie- und Wasserversorgung. Tertiäre Branchen schaffen 68% aller Arbeitsplätze, darunter sind Handel und Instandsetzung, Öffentliche Verwaltung, Landesverteidigung und Sozialversicherung, Hotel- und Gaststättenwesen, Immobilienwesen, Informatik, Forschung und Unternehmensdienstleistungen sowie Erziehung und Unterricht besonders bedeutsam. Die Lage am Eisernen Vorhang behinderte die Wirtschaft des Burgenlands über Jahrzehnte, mit dessen Fall setzte jedoch ein deutlicher Aufschwung ein. Noch immer pendeln allerdings viele Nordburgenländer täglich zur Arbeit nach Wien. Die Auswirkungen des 2007 "auf der grünen Wiese" eröffneten Freizeit- und Shoppingzentrums "Arena Mattersburg" auf die Innenstadt (Abzug der Kaufkraft) sind noch nicht absehbar. Der Norden ist touristisches Kerngebiet des Burgenlands, da allein der Neusiedler See weit über 50% aller Übernachtungsgäste anzieht. Mit seiner einzigartigen Natur, den Sportmöglichkeiten und kulturellen Höhepunkten (Operettenfestspiele auf der Seebühne Mörbisch) weist er ein breites Angebotsspektrum auf. Um Forchtenstein begeistern neben dem alpinen Wandergebiet feierfreudige Dörfer ("Kirta", Kastanienfest) und vor allem die Burg aus dem 15.Jh. Gotische oder barocke Burgen und Schlösser finden sich beispielsweise auch in Sankt Margarethen (Römersteinbruch mit Bildhauersymposion, Festspiele), Breitenbrunn, Halbturn (Schlosskonzerte) und Kittsee. Neben Frauenkirchen im Seewinkel ist Loretto am Nordwesthang des Leithagebirges ein bekannter Marienwallfahrtsort aus dem Barock. Der Hauptort strahlt noch heute den Kunstsinn der Esterházy aus, deren Schloss (14.-18.Jh.) mit den Festspielen ihres einstigen Hofkomponisten Joseph Haydn lebendig bleibt. Sehenswert sind auch Domkirche (15.Jh.), Haydn-, Jüdisches- und Landesmuseum. In den Heurigenlokalen serviert man Zweigelt, Sankt Laurent, Blaufränkischen, Weißburgunder, Welschriesling und Chardonnay. Spezialitäten sind hierzulande bereits vom pannonischen Geschmack geprägt - so süßer Paradeiserkäse, Marillenessig, das nussige Traubenkernöl und die begehrte Esterházy-Torte. Die ethnische Vielfalt findet in den traditionellen Trachten, Musikkapellen und Volkstanzgruppen der heimischen Kroaten (Tamburizza) und Ungarn ihren Widerhall.
Geschichtliches
Die Ebenen um den Neusiedler See waren bereits um 5000 v.Chr. dicht besiedelt. Die Römer lösten die Kelten ab und gaben erst 433 n.Chr. die Provinz Pannonien wieder auf. Nach Völkerwanderungszeit und awarischer Herrschaft errichtete Karl der Große die karolingische Ostmark, die nach dem Sieg der Ungarn bei Pressburg 907 zusammenbrach. Im Karpatenbecken sesshaft gewordene Magyaren bauten Grenzwächtersiedlungen bis zur Leitha. Die heutige Landesgrenze gegen Niederösterreich an Leitha und Lafnitz bildete seit dem 11. Jh. die Grenze zwischen Österreich und Ungarn - es kam zur Besiedlung des Grenzraumes durch Bauern aus bayerisch-österreichischen Ländern. Der Hauptort erschien urkundlich erstmals 1264 als "Minor Mortin" und 1373 als "Eisenstat". Nach 200 Jahren im habsburgischen Besitz erwarb 1648 das mächtige Adelsgeschlecht der Esterházy die Herrschaft, Eisenstadt erhielt das Prädikat einer königlich-ungarischen Freistadt. Auf Verwüstungen und Entvölkerung im Zuge von Seuchen und Kriegen folgte im 16. Jh. eine planmäßige Ansiedlung von Kroaten, die bis heute – wie die ungarische Minderheit – Bestandteil der burgenländischen Bevölkerung sind.
Eine extreme Magyarisierungspolitik, die 1907 im Verbot der deutschen Unterrichtssprache gipfelte, und die wirtschaftlichen und kulturellen Bindungen zu Österreich führten nach dem Zusammenbruch der Donaumonarchie zu einer Angliederungsforderung der Bewohner von "Deutsch-Westungarn" an Österreich. Dem entsprach der Friedensvertrag von St. Germain 1919, nach einer Volksabstimmung verblieben jedoch die natürliche Hauptstadt Ödenburg/Sopron und weitere Gemeinden bei Ungarn. Seit 1921 ist das Burgenland ein Bundesland Österreichs, Eisenstadt wurde 1925 Hauptstadt und 1960 Sitz einer eigenständigen Diözese. Administrativ setzt sich die Nuts-3-Region Nordburgenland heute aus den Statutarstädten Eisenstadt und Rust sowie den Politischen Bezirken Eisenstadt-Umgebung, Mattersburg und Neusiedl am See zusammen. | |||||||||||||||||||