NUTS-3 Region Mittelburgenland (Österreich)
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Das Mittelburgenland wird auch als "Sonnenland", "Nussland" oder "Blaufränkischland" bezeichnet. Dass Kastanien, Nüsse und Wein so gut wachsen und reifen können, verdankt die Region nicht zuletzt ihrer geographischen Lage im Schutze dreier Ausläufer der Zentralalpen. Diese machen auch den Anteil am Alpenkonventionsgebiet aus. Im Norden schirmt das Ödenburger Gebirge kalte Luftmassen ab. Es ist auch unter dem Namen "Brennberger Hügelland" bekannt und bildet die Grenze zum Nordburgenland sowie teilweise zu Ungarn. Der bewaldete Bergzug besteht aus Gneis und Glimmerschiefer und ist an seiner höchsten Stelle, am Hohen Riegel, 553m hoch. Die Braunkohlevorkommen des Helenenschachts bei Ritzing sind bereits abgebaut. Im Westen befindet sich das Landseer Gebirge (auch Landseer Bergland) als östliche Fortsetzung der Buckligen Welt (vergleiche Niederösterreich-Süd). Es gründet auf Gneis, Glimmerschiefer und Amphibolit, darüber liegt eine Rumpflandschaft mit Quarzitgipfeln. Der Pauliberg (761m) als höchste Erhebung ist Österreichs zuletzt erloschener Vulkan. In einem Steinbruch wird Basalt für den Straßenbau gewonnen. Die "Vierlöcherhöhle" bildet eine imposante, in einer ehemaligen Lavazunge gelegene Basalthöhle. Im Naturpark Landseer Berge kreuzen sich die beiden Florenprovinzen Alpinum und Pannonikum und führen in Verbindung mit vielfältiger Kulturlandschaft zu besonderem Artenreichtum. So wachsen etwa auf den Magerwiesen zahlreiche Orchideen. Der Wald setzt sich aus Buche, Fichte, Eiche und Heidriegel zusammen. Unter den Schmetterlingen ist der Himmelblaue Bläuling hervorzuheben, in der Ruine Landsee haben Fledermäuse ein Zuhause gefunden. Viele weitere Klein- und Kleinstlebewesen runden das faunistische Bild ab. Das Günser Gebirge im Süden erreicht am Geschriebenstein (884m) den höchsten Gipfel des Burgenlandes. Sein Name rührt von der ungarischen Grenzstadt Güns/Köszeg her, wo es sich aus der Ebene erhebt und nach Westen streicht. Die auch als "Günser Bergland", "Günser Berge" und "Rechnitzer Schiefergebirge" bezeichneten Waldberge sind aus Schiefern aufgebaut, die mit Gesteinen der Hohen Tauern vergleichbar sind (vergleiche zum Beispiel Osttirol). Geologen sprechen vom "Rechnitz-Fenster". Bei Glashütten wurde früher Schwefelkies abgebaut, bei Rechnitz Asbest. Mehr Informationen zum Bergland und Naturpark Geschriebenstein-Irottkö bietet das Kapitel Südburgenland.
Der Pauliberg ist Österreichs jüngster Vulkan (761m) (©Regionalmanagement Burgenland GmbH, Franz Kovacs) Den überwiegenden Teil der Region nimmt das fruchtbare Oberpullendorfer Becken ein, das im Osten bis zum ungarischen Tiefland reicht. Flüsse wie Stoober Bach, Rabnitz oder Goldbach zerschnitten die einst vegetationslosen Schotterflächen in lange Rücken. Genannt werden sollten auch die Basalte von Oberpullendorf und die einstigen Eisenlagerstätten. Der Übergang zwischen illyrischem und pannonischem Klima drückt sich in den noch geringeren Niederschlagswerten und kälteren Wintern als weiter im Süden aus. So misst die Station Deutschkreutz (192m) Werte von 9,9°C Jahrestemperatur und nur 594mm Jahresniederschlag. Die Niederschläge im Winter sind kaum erwähnenswert. 91 Tage gelten hier als Frost-, 22 als Eistage. In der etwas höher gelegenen Station Glashütten (421m) sind es schon 122 Frost- und 25 Eistage. Der Hauptort der Nuts-3-Region gehört heute zu den vier Burgenländer Gemeinden mit dem höchsten ungarischen Bevölkerungsanteil. Weder Oberpullendorf noch Deutschkreutz vermitteln mit jeweils zirka 3.000 Einwohnern städtischen Charakter. Die Einwohnerdichte der Gesamtregion beträgt 53 Einwohner pro km², wobei sich in den vergangenen Jahrzehnten die Abwanderung bemerkbar machte. Das BIP/Kopf von 16.873 € bedeutet im alpenweiten Ranking den schwachen 90.Platz. Die Arbeitslosigkeit liegt bei 6%. 7% der Erwerbstätigen arbeiten im Ersten Sektor, 37% und 56% im Zweiten und Dritten Sektor. Die Arbeitsplatzverteilung gleicht annähernd jener des Südburgenlands: Tertiäre Jobs schaffen überwiegend Handel und Instandsetzung, Erziehung und Unterricht, Gesundheits- und Sozialwesen, Beherbergungs- und Gaststättenwesen sowie Öffentliche Verwaltung, Landesverteidigung und Sozialversicherung. Arbeit im Zweiten Sektor ermöglichen hauptsächlich Bauwesen, Herstellung von elektrischen Geräten, Büromaschinen und Datenverarbeitungsgeräten, Metallproduktion, -bearbeitung und Herstellung von Metallerzeugnissen, Nahrungs-, Genussmittel- und Getränkeproduktion sowie Produktion von Möbeln, Schmuck, Musikinstrumenten und Recycling. Touristisch bildet die moderne "Sonnentherme" Lutzmannsburg mit Europas längster Innenwasserrutsche das Zugpferd im "Sonnenland". Das Thermalwasser wird aus grobklastischen Sedimentschichten ans Tageslicht befördert, die beinahe einen Kilometer unter der Erdoberfläche liegen. Die natürliche Wassertemperatur pendelt zwischen 31 und 32°C. Rundum dominiert eine sehr ländliche und eher flache Umgebung, in der es sich bestens Rad- und Rollschuhfahren lässt. Vermarktet wird diese auf Neudeutsch deshalb als "rolling area". Wanderschuhe erschließen die Ebene aber mindestens ebenso gut - und besser noch das Bergland. Einzigartig ist die Landpartie mit der Draisine auf einer 22km langen Strecke ab Oberpullendorf. Neben der alten Bahnlinie liegen die wuchtigen Wehranlagen der Burgruine Landsee, deren Anfänge vermutlich ins 12.Jh. zurückreichen. In den Naturparks gibt es noch mehr zu entdecken. Oberpullendorf ist vornehmlich ein Ort zum Einkaufen, einen Abstecher lohnt das Eisenmuseum. Da der österreichisch-ungarische Komponist Franz Liszt anno 1811 in Raiding das Licht der Welt erblickte, wird das Andenken an den Musiker im Mittelburgenland gepflegt. So gibt es in der Region diesbezüglich einige Museen, in Raiding selbst wurde ein neues Liszt-Zentrum errichtet. Andere Museen verschreiben sich den Themen Baukultur, Weinbau und Korbflechten. Auch zahlreiche Kirchen und Klöster beflügeln die Seele, allen voran das 1194 gegründete Kloster Marienberg, die Pfarrkirchen Deutschkreutz (ab 17.Jh.) und Rattersdorf (Wiederherstellung und Barockisierung unter Paul Esterházy 1696) sowie die romantische Bergkirche in Stoob, dem Zentrum des traditionsreichen Töpferhandwerks. Urlauber wohnen heute in der einst letzten Burgenländer Ritterburg Lockenhaus aus dem frühen 13.Jh. Die Heurigenlokale verwöhnen mit der "Majestät unter den Rotweinen", dem berühmten Blaufränkischen. Auf den 2.000ha Rebflächen des Blaufränkischlands werden auch Cabernet Sauvignon, Merlot und der bodenständige Zweigelt angebaut. Die Juvina-Quelle nahe Deutschkreutz füllt bestes Mineralwasser ab. Der "ui-Dialekt" der "Heanzen", also der deutschsprachigen Burgenländer, ist dagegen ein Genuss für feine Ohren.
Geschichtliches
Am Weinbau lässt sich das Auf und Ab der Geschichte der Region nachvollziehen. Schon die Kelten kannten ihn, die Römer trieben Weinbau und Weinhandel zur höchsten Blüte. Die Völkerwanderung führte zu starken Absatzeinbrüchen, ab dem 14.Jh. florierte der Export wieder. Die Türkeneinfälle brachten ab dem 15.Jh. erneut Rückschläge, einer weiteren Blütezeit folgte die Reblausplage im 19.Jh. und die erfolgreiche Ausbreitung der Blaufränkisch-Rebe bis heute.
Die Oberpullendorfer Bucht zog ihre ersten Besiedler jedoch in erster Linie wegen ihrer Eisenvorkommen an. Bereits die Kelten wussten diese zu nutzen und betrieben lebhaften Handel, doch erst die römischen Waffenschmieden sorgten für den Bekanntheitsgrad und den massenweisen Absatz des "Ferrum Noricum" (vergleiche Östliche Obersteiermark). Oberpullendorf selbst wurde als ungarische Grenzwächtersiedlung im 10.Jh. gegründet und 1225 als "Pula" erstmalig urkundlich erwähnt. Zu Beginn des 19.Jhs. zogen napoleonische Truppen durch, 1853 wurde Oberpullendorf Sitz eines ungarischen Steueramtes. Bis Ende des Ersten Weltkriegs gehörte das Gebiet des heutigen Burgenlandes zur ungarischen Reichshälfte der österreichisch-ungarischen Monarchie und wurde 1921 eigenständiges Bundesland Österreichs (Näheres siehe Nordburgenland). Deutschkreutz ist eine der westungarischen "Siebengemeinden", in denen sich aus der Steiermark, Ödenburg und Wien vertriebene Juden unter dem Schutz der Esterházy niederließen und ab dem 18.Jh. eine autonome Verwaltung bildeten. 1941 wurde ihre Synagoge gesprengt, die neben dem Kirchturm das Ortsbild geprägt hatte. Die Stadterhebung Oberpullendorfs erfolgte 1975. Administrativ besteht das Mittelburgenland heute nur aus dem Politischen Bezirk Oberpullendorf und zählt mit 702km² zu den kleinen Nuts-3-Regionen der Alpen. | |||||||||||||||||||