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Standortkoeffizient Immobilienwirtschaft, Unternehmensdienstleistungen

Wo befinden sich die Hauptstandorte der modernen Dienstleistungswirtschaft?

Die Wirtschaftsbranche Realitätenwesen und Unternehmensdienstleistungen repräsentiert, gemäß der europäicshen NACE Systematik, ein Segment moderner Dienstleistungen. Die Branche umfasste nach den Daten der Arbeiststättenzählungen, die im Jahr 2001 durchgeführt wurden, 5.297 Arbeitsstätten mit 20.623 Beschäftigten in Nordtirol und 7.339 Arbeitsstätten mit 18.093 Beschäftigten in Südtirol. Neben dem Kauf und Verkauf, der Vermietung und der Vermittlung und Verwaltung von Immobilien, finden sich die Abteilungen Vermietung beweglicher Sachen (Leasing), Datenverarbeitung und Datenbanken, Forschung und Entwicklung und die Erbringung von unternehmensbezogenen Dienstleistungen.

Diagramm
Quelle: Statistik Austria, Arbeitsstättenzählung 2001.

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Quelle: ISTAT, Censimento industria e servizi 2001.

Die Unternehmensdienstleistungen und die Immobilienwirtschaft sind in Tirol räumlich sehr stark konzentriert. Als Indikator dient der Standortkoeffizient, ein Maß für die Über- oder Unterrepräsentation einer Branche in einer Gemeinde, gemessen in Arbeitsplätzen*. In Südtirol weisen nur die Provinzhauptstadt Bozen und die drei größeren Städte Meran, Brixen und Bruneck wesentlich überdurchschnittliche Standortkoeffizienten auf. In Nordtirol befindet sich die Masse der Arbeitsplätze im Zentralraum um Innsbruck und in einigen Nebenzentren um die Bezirkshauptorte, Schwaz, Kufstein, Kitzbühel und Lienz. Das es sich um eine ausgesprochen städtische Wirtschaftsbranche handelt ist aus mehreren Gründen leicht verständlich. Der An- und Verkauf und die Vermietung von Immobilien muss zwangsläufig in den Städten mit den mit Abstand höchsten Beständen an Gebäuden kon'zentriert sein. Forschung und Entwicklung findet im Umfeld der städtischen Universitätsstandorte statt. Datenbanken, Datenverarbeitung und Unternehmensdienstleistungen suchen ebenfalls die Nähe der Städte, wo die mit Abstand höchsten Bestände an Unternehmen, also die Kunden der Branche, zu finden sind.

Sehr interessant ist die Tendenz der "Suburbanisierung" von Unternehmensdienstleistungen in Nordtirol. Die höchsten Arbeitsplatzkonzentrationen finden sich demnach in Gemeinden im Umfeld der Landeshauptstadt wie Sistrans, Natters und Kematen in Tirol bzw. in Stanz bei Landeck, Pflach bei Reutte, Angerberg und Kirchbichl bei Kufstein, Reith und Jochberg bei Kitzbühel und in Oberlienz. Unternehmen der Immobilienwirtschaft und der Unternehmensdienstleistungen bevorzugen in Nordtirol Standorte außerhalb der Innenstädte in Gemeinden mit hohem Wohnwert (z.B. auf der Mittelgebirgsterasse südlich von Innsbruck). Dabei spielt eine Rolle, dass gerade bei den freien Berufen der Architekten und Ingenieure, der Wohn- und Arbeitsort häufig zusammenfällt. Weiterhin ist zu bedenken, dass die Immobilienwirtschaft und die Unternehmensdienstleistungen fast ausschließlich "Büroarbeitsplätze" bieten, die ohne größere Probleme in Wohngebiete zu integrieren sind. Eine ruhige, landschaftlich ansprechende Lage der Büros, außerhalb der von Verkehrsstauungen betroffenen Innenstadt, kann sogar als Vorteil bei Geschäftsterminen angesehen werden.

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