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NUTS-3 Region Wiener Umland/Südteil (Österreich)

overview

Steckbrief
Hauptort: Baden232m
Höchste Erhebung: Schöpfl893m
Gemeinden75
Bevölkerung306829
Fläche1475 km²
Bevölkerungsdichte208 Einwohner/km²
>> Datenblatt Nuts-3 Kennzahlen
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Foto
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Grafiken
Höhenverteilung (Hilfe)
Corine Landbedeckung
Alterspyramide
 
NUTS-3 Nachbarregionen
Niederösterreich-Süd, Nordburgenland, Sankt Pölten, Wien, Wiener Umland/Nordteil
 
Klimadiagramme nach Walther-Lieth
Baden (260 m): ø 10.0 °C / Σ 596mm
Schwechat (184 m): ø 9.9 °C / Σ 543mm
 

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Marktplatz in Perchtoldsdorf mit dem Rathaus (15. Jh.) (©Biosphärenpark Wienerwald Management GmbH)
Wann immer Kaiserin "Sisi" Sorgen plagten, sattelte sie ihr Pferd und ritt durch den ihr so lieb gewordenen Wienerwald. Zwischen Thermenlinie, Industrieviertel und Donauufer hat die Nuts-3-Region Wiener Umland/Südteil heute aber noch viel mehr zu bieten.

Der Wienerwald ist Teil des Alpenkonventionsgebiets und gehört geographisch gerade noch zu den Nördlichen Kalkalpen. Geologisch gliedert er sich in den Flysch- oder Sandstein-Wienerwald im nördlichen und westlichen Bereich - hier liegt mit dem Schöpfl (893m) der höchste Regionsberg - und den Kalk-Wienerwald im Süden (vergleiche Wiener Umland/Nordteil). Im Kalk sind ausgeprägte Karsterscheinungen zu sehen, zum Beispiel Dreidärrischenhöhle, Arnsteinhöhle und die Tropfsteinhöhle Alland.

Das landschaftliche Erscheinungsbild des Wienerwalds wird von breiten Bergrücken und schroffen Felsen charakterisiert. Als Mischung aus Natur- und Kulturland mit Ackerbau, Grünlandwirtschaft, Obst- und Weinbau sowie Erholungs-, Siedlungs- und Verkehrsflächen schien die Schaffung eines Unesco-Biosphärenparks zur nachhaltigen Sicherung des Gesamtraums am opportunsten. Dies, obwohl weite Teile ohnehin durch Naturwaldreservate, Natura 2000, Naturparke, Naturschutz- und Landschaftsschutzgesetz geschützt sind.

Im Kalk wächst Waldmeister-Buchenwald, im Flysch Eichen-Hainbuchenwald, in höheren Lagen Hainsimsen-Buchenwald und Gipfel-Eschenwald. Speziell artenreich sind die Wiesen mit vielen bedrohten Pflanzen, wie Kelchgras, Moor-Blaugras oder Wanzenknabenkraut. Auf den Magerwiesen gedeihen Hummelragwurz, Pannonische Platterbse, Prachtnelke oder Riemenzunge, eine sehr ungewöhnliche Orchidee. Es treten 150 Vogelarten auf.

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Gumpoldskirchen, ein bekannter Weinort an der Thermenlinie (©Biosphärenpark Wienerwald Management GmbH)
Der von einem Zaun umgrenzte Naturpark Sparbach ist der älteste österreichische Naturpark. Die hohe Wildpopulation ist von Wildschwein, Damhirsch und Mufflon geprägt. Sehenswert sind aber auch die Baumriesen, unter denen die jahrhundertealte "Fürstenföhre" hervorsticht. Der Naturpark Föhrenberge ist nach den zahlreichen Schirmföhren benannt, die hier wachsen. An den Florenelementen der Perchtoldsdorfer Heide kann der Übergang von der alpinen zur pannonischen Vegetation nachvollzogen werden, der Österreichische Drachenkopf gilt als botanischer Höhepunkt. Auch am Mödlinger Eichkogel liegen interessante Trockenrasenkomplexe.

Die Thermenlinie bildet ein Teilglied der Großen Thermenlinie zwischen Karlsbad in der Tschechischen Republik und den Radenskaquellen in Slowenien. Entlang dieser Bruchzone liegen einige Thermalquellen, ausgedehnte Agrarflächen, Weinbaugebiete und Industriezonen. Es treten immer wieder Erdstöße auf.

Die Flüsse Schwechat (ab Baden industriell genutzt), Triesting, Piesting, Fischa und Leitha (alle mit Kleinkraftwerken) unterteilen das Wiener Becken, das sich zwischen der Donau im Norden und dem Leithagebirge im Süden erstreckt (vergleiche Nordburgenland). Das erdbebengefährdete Becken bildet das tektonische Senkungsgebiet zwischen Alpen und Karpaten und wird in der sogenannten "Feuchten Ebene" traditionell mit Getreide und Zuckerrüben bepflanzt. Heute werden diese oft von Raps und Sonnenblumen für die Biodiesel-Produktion verdrängt (zum Steinfeld (= "Trockene Ebene"): vergleiche Niederösterreich-Süd).

Besondere Artenvielfalt weist der Nationalpark Donau-Auen auf, der in den Kapiteln Wiener Umland/Nordteil und Wien ausführlicher vorgestellt wird.

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Burg Liechtenstein (12.Jh.) im Naturpark Föhrenberge (©Biosphärenpark Wienerwald Management GmbH)
Der Wienerwald bildet die Klimascheide zwischen atlantischem Übergangsklima im Westen und pannonischem Klima im Osten. Überhaupt hält die Gebirgsumrahmung von Nordwest bis Südost die Niederschläge gering, so fallen in Baden (260m) nur 596mm im Jahr, die mittlere Temperatur ist mit 10,0°C relativ hoch. Die Sommer sind mit 59 Sommertagen und 11 heißen Tagen sehr warm, die Winter mit 77 Frost- und 21 Eistagen kalt.

Administrativ vereint die Nuts-3-Region die Politischen Bezirke Bruck an der Leitha und Mödling, die Gerichtbezirke Ebreichsdorf und Schwechat sowie einen Teil der Gemeinden des Gerichtsbezirks Baden. Ökonomisch bildet das Industrieviertel heute eine wirtschaftliche Hochburg, die mit 29.300 € BIP/Kopf alpenweit auf Rang 24 zu finden ist. Die Bevölkerungsdichte liegt bei hohen 208 Einwohnern pro km². Die Arbeitslosigkeit beträgt 4,5%.

72% der Arbeitsplätze sind tertiärer Art, und werden vorwiegend in Handel und Instandsetzung, Verkehr und Nachrichtenübermittlung (Flughafen Wien Schwechat), Immobilienwesen, Informatik, Forschung und Unternehmensdienstleistungen, Hotel- und Gaststättenwesen sowie Gesundheits- und Sozialwesen angeboten. 25% der Erwerbstätigen verdienen ihr Geld in Stellen des Sekundären Sektors, allen voran in Bauwesen, Nahrungs-, Genussmittel- und Getränkeproduktion (BILLA), Maschinenbau, Herstellung chemischer Erzeugnisse sowie Produktion von Gummi- und Kunststoffwaren (ContiTech).

Der Wienerwald wird von der einheimischen Bevölkerung intensiv zur Erholung genutzt - die Palette reicht von Mountainbiken, Klettern, Langlaufen bis hin zum Motorradfahren. Neuerdings möchte man auch Ziele für qualitativ hochwertigen Fremdenverkehr schaffen. Nach wie vor steht die Sommerfrische im Vordergrund. Das Thermalbad Bad Vöslau allein ist eine Reise wert. Inmitten einer weitläufigen Parklandschaft erstrahlen die Thermalanlagen im feudalen Baustil des ausgehenden 19.Jhs. Neben Moorbehandlungen und Massagen stehen die Schwefelwässer im Mittelpunkt des Kurgeschehens. Auch für die Römertherme Baden wird das Mineralwasser aus 1.000m Tiefe heraufgepumpt, wo es mit 36°C an die Oberfläche tritt. Es entfaltet seine heilende Wirkung vor allem am Stütz- und Bewegungsapparat. Kuren lässt es sich auch bestens in Bad Deutsch-Altenburg.

Stift Heiligenkreuz bildet mit seinem Gründungsjahr 1133 die zweitälteste Zisterzienserabtei der Erde. Die romanische Basilika mit ihrem barocken Chorgestühl, der Kreuzgang und die Gräber der Babenberger sind definitiv ein kultureller Höhepunkt der Region. Erkundet werden sollten auch die Burgen Perchtoldsdorf (ab 10.Jh.) und Liechtenstein (12.Jh.) sowie die Burgruinen Mödling, Rauheneck und Rauhenstein. Der österreichische Schriftsteller Moritz Gottlieb Saphir bezeichnete den Hauptort Baden einst als "kleines Wien in Aquarell". Die Stadt besticht durch kaiserzeitliche Bauten (Kaiserhaus: 1792), Operette und Spielcasino. Unter den vielseitigen Museen wollen Beethovenhaus ("Haus der Neunten"), Kaiser Franz Josef-Museum für Handwerk und Volkskunst, Kunsthaus Frauenbad sowie Puppen- und Spielzeugmuseum genannt sein. Der Archäologische Park Carnuntum besticht mit Freilichtmuseum Petronell, Amphitheater und dem größten Römermuseum des Landes.

Zu den besten Weinen der Thermenregion gehören Chardonnay, Pinot Noir und St. Laurent, häufigste rote Sorte ist der Blaue Portugieser. Als Besonderheiten gelten Rotgipfler und Zierfandler. "Vöslauer" ist Marktführer unter den österreichischen Mineralwasserabfüllern.

Geschichtliches

Die Menschen der Jungsteinzeit siedelten auf den Hügeln (Badener Kultur) und auch Illyrer und Kelten zogen diese der sumpfigen Ebene vor. In der römischen Provinz Pannonien (ab 9 n.Chr.) wurde der heutige Name des Hauptortes "Baden" in den Thermen zum Programm - vor allem für die Soldaten der damaligen Hauptstadt Carnuntum an der Bernsteinstraße im Osten. Markomannen, Goten und Hunnen brachen ab dem 3.Jh. ins Land, das die Römer 486 aufgaben. Langobarden, Awaren und vor allem Slawen folgten, ab 796 gehörte der Osten Österreichs zum Frankenreich und die "Pfalz Padun" entstand. Zur Zeit der Ungarneinfälle erbaute man rund um Baden acht Burgen, 1480 erhob der Habsburger Kaiser Friedrich III. Baden zur Stadt mit Salzkammer, Markt- und Mautrecht.

Die folgenden Jahrhunderte brachten Verwüstungen durch Ungarn, Türken und Feuersbrünste, die Pest brach aus und Reformation und Gegenreformation forderten Opfer. Der letzte Kaiser des Heiligen Römischen Reichs, Franz II., baute Baden für die Sommerfrische aus, in der die Prominenz zuhause war. Auch Beethoven, Mozart, Schubert, Strauß und Grillparzer befanden sich unter den erlauchten Gästen. Nach dem Südbahnanschluss 1841 entwickelte es sich bis 1918 zum Weltkurort. Rohstoffvorkommen, Wasserkraft und der Wiener Absatzmarkt hatten dabei früh die Industrialisierung eingeleitet und zahllose Betriebe entstehen lassen. Der Zweite Weltkrieg zerstörte viel und später nutzten die Russen die Badener Kurgebäude als Quartier und demontierten ganze Fabrikanlagen. 2006 kam es zur erhitzten öffentlichen Debatte um den Anbau eines Minaretts an eine Moschee, die international für Schlagzeilen sorgte.

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