Tirol Atlas Archiv

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NUTS-3 Region Niederösterreich-Süd (Österreich)

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Steckbrief
Hauptort: Wiener Neustadt265m
Höchste Erhebung: Ötscher1893m
Gemeinden102
Bevölkerung251280
Fläche3367 km²
Bevölkerungsdichte75 Einwohner/km²
>> Datenblatt Nuts-3 Kennzahlen
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Foto
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Grafiken
Höhenverteilung (Hilfe)
Corine Landbedeckung
Alterspyramide
 
NUTS-3 Nachbarregionen
Mittelburgenland, Mostviertel-Eisenwurzen, Nordburgenland, Oststeiermark, Sankt Pölten, Südburgenland, Wiener Umland/Südteil, Östliche Obersteiermark
 
Klimadiagramme nach Walther-Lieth
Mönichkirchen (980 m): ø 6.6 °C / Σ 975mm
Reichenau an der Rax (486 m): ø 8.5 °C / Σ 811mm
Schwarzau im Gebirge (612 m): ø 7.2 °C / Σ 1240mm
Wiener Neustadt (270 m): ø 9.4 °C / Σ 610mm
 

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Bucklige Welt während der Obstbaumblüte (©Tourismusverband Bucklige Welt)
"Höllental", "Schneeberg", "Dürre Wand", "Steinfeld" oder "Bucklige Welt" - derartige Ortsbezeichnungen aus Niederösterreich-Süd erinnern an eine märchenhafte Zauberlandschaft.

Magisch ist allemal der natürliche Reichtum der Region, die in den Ybbstaler Alpen am Ötscher (1.893m) ihren höchsten Punkt findet. Im Naturpark Ötscher-Tormäuer bestaunt der Besucher Lassing- und Trefflingfall, Tropfsteinhöhle und die Ötschergräben, die vom Volksmund gerne auch als "Grand Canyon Österreichs" bezeichnet werden (zum Natura 2000-Gebiet vergleiche Mostviertel-Eisenwurzen).

Gen Osten folgen Türnitzer Alpen (Türnitzer Höger: 1.372m), Göller-Gippel-Zug (Göller: 1.766m) und Gutensteiner Alpen (Reisalpe: 1.399m). Letztere bilden die nordöstlichste Gebirgsgruppe der Nördlichen Kalkalpen mit Höhen über 1.000m. Mit ihrer starken Bewaldung bis in die Gipfellagen weisen sie allerdings eher mittelgebirgsähnlichen Charakter auf. Die Verkarstung hat Einhornhöhle und Eisensteinhöhle geschaffen.

Nördlich schließt sich der Wienerwald an (Hoher Lindkogel: 834m), über den im Kapitel Wiener Umland/Südteil mehr in Erfahrung zu bringen ist.

Südlich folgen die verkarstete Rax-Schneeberg-Gruppe (Klosterwappen: 2.076m) und das mit 640km² Fläche größte und mit 1.800m Höhendifferenz am stärksten reliefierte Natura 2000-Gebiet Niederösterreichs. Das Gebiet "Nordöstliche Randalpen" gründet auf Kalk und Dolomit (Kalkalpen), vereinzelt auch kristallinem Gestein (Zentralalpen im Süden). Die Vegetation variiert zwischen Alpinen Kalkrasen, Osteuropäischen Steppen-Trockenrasen, diversen Waldtypen, Grünland und Felsflora. Thermophile Eichenwälder, Buchenwälder, feuchte Schluchtwälder, natürliche Schwarzföhrenwälder und Latschenfelder treten auf. Geologen interessieren sich besonders für das "Semmeringfenster". In diesem 10x20km großen tektonischen Fenster ragen ältere, kristalline Gesteine der Zentralalpen über jüngere Sedimentgesteine hinaus (zum "Tauernfenster": vergleiche Lungau).

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Dom in Wiener Neustadt (13.Jh.) (©Magistrat der Stadt Wiener Neustadt)

Die Entwässerung des bisher beschriebenen Gebiets erfolgt in sämtliche Himmelsrichtungen, letztlich werden aber alle Wässer wieder in der Donau zusammengeführt.

Entlang der Thermenlinie paart sich die wärmeliebende Flora mit Weinbaulandschaften. Schling- und Äskulapnatter, Mauer- und Smaragdeidechse, Heidelerche oder Ziegenmelker sind nur eine Auswahl der hier heimischen Tierarten. Die hochmontane Tierwelt kennt Alpenbraunelle, Alpenschneehuhn, Alpenschneehase, Gämse, Kreuzotter und Murmeltier.

Die Bucklige Welt im Süden - das "Land der 1.000 Hügel" - ist geologisch noch Teil der Zentralalpen, landwirtschaftlich herrscht Apfel- und Birnenstreuobst vor. Im Westen liegen mit Landseer Bergen (Wiesmath: 770m) und Rosaliengebirge (Heuberg: 748m) die Grenzen zu Mittel- und Nordburgenland.

Eben und industriell genutzt ist in der Region nur das dem südlichen Wiener Becken zugehörige Steinfeld, eine von Piesting, Schwarza und Leitha entwässerte Schotterebene mit kargen und trockenen Böden, auf denen Roggen, Mais, Raps und Sonnenblumen angebaut werden. Die Reste der größten mitteleuropäischen Steppenexklave sowie einiger randlichen Feuchtflächen sind heute ein Schutzgebiet, in dem Ziesel und Österreichische Heideschnecke (90% des Weltbestands) die Biologen begeistern.

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Einer der zahlreichen Wasserfälle in den Ötschergräben (©Pixelio.de)
Das Klima im Westen der Region ist atlantisch geprägt, so fallen in den Ybbstaler Alpen an über 150 Tagen im Jahr Niederschläge. Schwarzau (612m) misst 7,2°C und 1.240mm. Östlich von Rax und Schneeberg überwiegen kontinentale Einflüsse. Der Hauptort Wiener Neustadt (270m) etwa weist 9,4°C und nur noch 610mm Niederschlag auf.

Die Bevölkerungsdichte wuchs seit dem Zweiten Weltkrieg auf 75 Einwohner pro km² an - in den letzten Jahren stagnierte dieser Wert. Siedlungsschwerpunkt ist das Steinfeld. Die Region erwirtschaftet ein BIP/Kopf von 19.929 €, was alpenweit nur Rang 81 bedeutet. Arbeitslos sind 5% der erwerbsfähigen Bevölkerung.

60% arbeiten - in absteigender Reihenfolge - in den Dienstleistungsbranchen Handel und Instandsetzung, Gesundheits- und Sozialwesen, Erziehung und Unterricht, Beherbergungs- und Gaststättenwesen sowie Verkehr und Nachrichtenübermittlung. Industrielle Arbeit (35% der Stellen) bieten Bauwesen, Metallproduktion, -bearbeitung und Herstellung von Metallerzeugnissen, Maschinenbau, Nahrungs-, Getränke- und Genussmittelherstellung sowie Papier-, Verlags- und Druckgewerbe. Flugzeug- und Drohnenbau spielen nach wie vor eine Rolle.

Der Hirschenkogel am Semmering ist eines der größeren Skigebiete in Niederösterreich-Süd. Besonders erwähnenswert sind die sieben Nachtpisten, die von der stärksten Flutlichtanlage Europas ausgeleuchtet werden und künstlich beschneit sind. Alle zwei Jahre finden hier Weltcuprennen der Damen in Slalom und Riesentorlauf statt. Selektive Pisten bieten auch Gemeindealpe und Raxalpe, die ihre Gäste bis über 1.600m transportieren. Alle anderen Liftanlagen liegen niedriger, so Annaberg, Mönichkirchen-Mariensee, Josefsberg, Unterberg oder Puchberg. Die Besonderheit dieser Skigebiete liegt darin, alpine Erlebnisse zu verschaffen, ohne das Landschaftsbild zu sehr zu beeinträchtigen. So kann man auch im Sommer in herrlicher Natur wandern, klettern und mountainbiken. Entspannung von den Strapazen bietet das denkmalgeschützte kaiserzeitliche Thermalbad Bad Fischau.

Spirituelle Kleinode gibt es in reicher Zahl: von der Kapelle, etwa Augenbrünnl, Dreibuchenkapelle oder Henriettenkapelle, bis zur Wallfahrtskirche, beispielsweise Sankt Corona (vollendet 1722), Maria Kirchbüchl (Weihe 1751) oder Maria Schnee (Vollendung 1879). Tiefere Einblicke in die natürliche Vielfalt der Region geben die Naturparkeinrichtungen und die Naturlehrpfade im Höllental oder am Wiener Wasserleitungsweg. Schaubergwerke und Museen bringen vergangene Zeiten ebenso näher wie die Informationsstelle Weltkulturerbe Semmeringbahn. Die Streckenanlage der ersten normalspurigen Gebirgsbahn Europas sowie der entsprechende Lokbau galten einst als Meilensteine der Eisenbahntechnik. Entlang der Strecke besucht der Fahrgast Schloss Gloggnitz (ab 11.Jh.), die Museumsbahn Höllental und das historische Postamt in Küb.

In Wiener Neustadt werden Dom und Burganlage bestaunt. Die spätgotische Georgskapelle (nicht das Grabmal in Innsbruck) birgt die Ruhestätte Kaiser Maximilians I. sowie die Wappenwand, über die Friedrich III. wacht. Sein bekanntes Zeichen "AEIOU", dessen Deutung als "Alles Erdreich ist Österreich Untertan" die Geschichte zwar widerlegte, lebt hier dennoch auf zahlreichen Bauten in Stein gehauen fort. Lebendig bleiben auch Brauchtum und Tradition, zu denen insbesondere Trachten, Volksmusik und Volkstanz zählen. Das kulinarische Angebot reicht vom Haubenlokal bis zur Almhütte, in der Buckligen Welt sind die Mostheurigen zu empfehlen. Das Umland von Wiener Neustadt gehört zum Weinanbaugebiet der Thermenregion, in dem Chardonnay, Pinot Noir, St. Laurent und vor allem Blauer Portugieser gekeltert werden (vergleiche Wiener Umland/Südteil).

Geschichtliches

Die frühe Geschichte unterscheidet sich kaum vom Wiener Umland/Südteil. 1192 übernahmen die Babenberger das Herzogtum Steiermark mit der Grafschaft Pitten, die den weiteren Raum um das heutige Wiener Neustadt umfasste. Sie erweiterten die mit dienlichen Rechten versehene Neustadt zum Bollwerk gegen die anstürmenden Ungarn. Unter den Habsburger Kaisern Friedrich III. und Maximilian I. blühte die im 15. Jh. zur Residenz erhobene Stadt auf. So entstand 1469 das Bistum Wiener Neustadt - unter Josef II allerdings nach St. Pölten verlegt. 1487-1490 gelang den Ungarn die Besetzung. Obgleich Neustadt auch gegen Türken und Kuruzen erfolgreich kämpfte, wurde es erst mit der bis heute bestehenden Theresianischen Militärakademie ab 1752 wieder bedeutsamer. 1768 verwüstete ein Erdbeben die Stadt.

1785 zog das Bistum nach Sankt Pölten um und in den leeren Gebäuden hielten bald Textilmanufakturen Einzug. Im 19.Jh. kamen Papier-, Zucker- und Tonwarenindustrie dazu. 1841 öffnete die Bahnstrecke nach Wien. Das eigene Stadtstatut 1866 unterstrich das hohe Ansehen, und eine Lokomotivfabrik und Austro-Daimler siedelten sich an. 1909 begann auf dem ersten Flugfeld des Landes das Flugzeitalter und bereits im Ersten Weltkrieg blühte die Rüstungsindustrie. Im Zweiten Weltkrieg verließen Messerschmitt-Jadgflugzeuge und Waffen die Fabrikhallen. 50.000 britische Bomben sollten deshalb Wiener Neustadt in Schutt und Asche legen. Binnen zehn Jahren erfolgte der Wiederaufbau. Zur Nuts-3-Region gehören heute die Statutarstadt Wiener Neustadt, die Politischen Bezirke Lilienfeld, Neunkirchen, Wiener Neustadt (Land) sowie einige Gemeinden des Gerichtsbezirks Baden.

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