NUTS-3 Region Rosenheim (kreisfreie Stadt) (Deutschland)
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"Das Herz Südostbayerns: Rosenheim City. Einkaufsstadt, Erlebniswelt, Wirtschaftskraft. Glänzt im Charme der Inn- und Salzachstädte. Flaniermeilen, Biergärten, Wirtshäuser, Museen, Galerien, Blasmusik und Jazz. Kontrastreicher Anziehungspunkt. Ausgezeichnete Verkehrsanbindung. Anspruchsvolle Infrastruktur." (www.regioportal.de). Von sich selbst überzeugte Oberbayern erwarten offenbar den Gast, Neuzuzügler oder Wirtschaftstreibenden in der Nuts-3-Region Stadt Rosenheim. Naturräumlich ist die Lage am Zusammenfluss von Inn und Mangfall im Alpenvorland zu nennen, wo der Inngletscher und sein Schmelzwasser während der letzten Eiszeit die Landschaft eindrucksvoll modellierten. Von hier aus hat der grüne Inn noch 185km von seiner über 500km langen Gesamtlänge vor sich, bevor er in Passau in die Donau mündet. Die renaturierte Mangfall findet in der Stadt Rosenheim bei Flusskilometer 58 ihr Ende (vergleiche Landkreis Miesbach). Das Klimadiagramm zeigt für die Stadt Rosenheim (444m) gemittelte Jahreswerte der Temperatur von 8,3°C und Jahressummen der Niederschläge von immerhin 1.091mm. Die Niederschlagskurve veranschaulicht das klare sommerliche Maximum. Oft fallen dann intensive Regengüsse aus hohen Kumulonimbuswolken, die heftige abendliche Gewitter bedingen können. Mehr über naturgeographische Aspekte der zweitkleinsten alpinen Nuts-3-Region können Sie im Kapitel über den umliegenden Landkreis Rosenheim in Erfahrung bringen. Mühelos scheint der Stadt Rosenheim die "Quadratur des Kreises" zu gelingen, indem sie "Kreisstadt" des sie umgebenden gleichnamigen (Landkreises Rosenheim), aber zugleich auch "Kreisfreie Stadt" ist! Zur Erläuterung: Kreisfreie Städte bilden in Deutschland sogenannte "kommunale Gebietskörperschaften", welche ihre politisch-administrativen Aufgaben selbstständig erfüllen. Sie entsprechen in diesem Sinne also den österreichischen Statutarstädten. Rosenheim gehört weiters dem Regierungsbezirk Oberbayern an und ist eines von 23 bayerischen Oberzentren. Diese wiederum bezeichnen in der Wirtschaftsgeographie Orte funktional höchster Stufe, die folglich mit einem besonderen Angebot an Einkaufsmöglichkeiten, Gesundheitseinrichtungen, Verwaltungsstellen, Ausbildungsstätten, aber auch sozio-kulturellen Institutionen (über)regionaler Bedeutung versehen sind (vergleiche Kempten im Allgäu). Die Bevölkerungsdichte in der Stadt beträgt extrem hohe 1.619 Einwohner pro km². Als Konsequenz des anhaltenden und deutlichen Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstums greift ein starker Flächenverbrauch durch Wohn- und Gewerbebauten um sich. Für die zukünftige Weiterentwicklung stellt dies eine bedenkliche Problematik dar, sind doch bereits heute 37% der Fläche komplett verbaut. 39.152 € BIP/Kopf bezeugen die außerordentlich starke Wirtschaftskraft - auch im alpenweiten Ranking, in dem der exzellente Rang 6 belegt wird. Gleichwohl liegt die Arbeitslosigkeit bei hohen 8,5%. Als Zentrum der ungefähr 125.000 Menschen umfassenden Agglomeration bietet die Stadt 23% der Arbeitsstellen im Sekundären und 76% im Tertiären Sektor an. Unter den Dienstleistungsarbeitsplätzen dominieren Handel und Instandsetzung, Immobilienwesen, Informatik, Forschung und Unternehmensdienstleistungen, Gesundheits- und Sozialwesen, Öffentliche Verwaltung, Landesverteidigung und Sozialversicherung sowie Kredit- und Versicherungswesen. In der Industrie verschafft die Herstellung von elektrischen Geräten, Büromaschinen und Datenverarbeitungsgeräten mit Abstand die meisten Arbeitsplätze, es folgen Baugewerbe, Maschinenbau, Nahrungs-, Getränke- und Genussmittelherstellung sowie Herstellung von Möbeln, Schmuck, Musikinstrumenten und Recycling. Die Kathrein-Werke KG, weltgrößter Antennenproduzent und Entwickler von Satellitentechnik, hat ihren Hauptsitz in Rosenheim. Die Stadt pflegt insbesondere ihr international hervorragendes Renommee als "Holzstadt". So arbeiten unzählige Experten und 850 Studenten an diesem Material. Es gibt die "Staatliche Fachschule für Holztechnik und Holzbetriebswirtschaft", das "Lehrinstitut der Holzwirtschaft und Kunststofftechnik", das "Institut für Fenstertechnik", die "Eurowindoor Academy" oder das "Informationszentrum Fenster, Türen und Fassaden". Diese konzentrierte Dynamik findet natürlich auch in der Industrie ihren Niederschlag. Zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit ist die Stadt außerdem Mitglied in den Arbeitsgemeinschaften "LAROSA" (Landshut-Rosenheim-Salzburg) und "MAI" (München-Augsburg-Ingolstadt) und sie besitzt ein modernes Kongresszentrum. Das "Tor zum Süden" bietet neben dem herrlichen Alpenpanorama auch kulturelle Vielfalt, die für Einheimische wie Gäste gleichermaßen erfrischend ist. Die für viele Inn-Salzach-Städte typischen Arkadengänge der Altstadt führen zum Max-Josefs-Platz, der früher inneren Markt und Schranne beheimatete. Heute fungiert er als Fußgängerzone und ist von prachtvollen Bürgerhäusern, der Heilig-Geist-Kirche (15.Jh.) sowie dem Symbol der Stadt, der Stadtpfarrkirche St. Nikolaus (17.Jh.), umgeben. Sakrale Schönheiten bilden auch die Wallfahrtskirche Heilig Blut (16.Jh.), Loreto-Kapelle und Rundkirche Heilig-Kreuz (beide 17.Jh.) sowie die Rossackerkapelle (18.Jh.). Weiterhin sehenswert sind das Mittertor und das darin integrierte Stadtmuseum (14.Jh.). Holzmuseum und Innmuseum stechen unter den festen Sammlungen hervor, in der Städtischen Galerie und im Lokschuppen werden wechselnde Ausstellungen organisiert. Zu den volkstümlicheren Veranstaltungen gehören Starkbierfest und Stadtfest. Das Herbstfest ist Bayerns drittgrößtes Volksfest und wird alljährlich einige Wochen vor dem Münchner Oktoberfest veranstaltet. Die dargebotenen Attraktionen entsprechen im Grunde denen des großen Bruders, wenngleich es dann doch bescheidener und provinzieller zugeht - kein unbedingter Nachteil. Neben den Fahrgeschäften stehen hier auf jeden Fall genauso die bunt geschmückten Bierzelte im Mittelpunkt, in denen auch die Jugend in Tracht - immer häufiger allerdings auch in Landhausmode - erscheint. Besaß man in Rosenheim vor 100 Jahren noch neun Brauereien, so bleiben heute nur zwei über. Eine davon, der Flötzinger Bräu, ist weiterhin ein Familienbetrieb. Das in Oberbayern gerne getrunkene Weißbier kann man hier zu jeder Tageszeit kredenzt bekommen, Weißwürste aber dürfen niemals das mittägliche "Zwölfuhrläuten" hören. Wer dennoch später bestellt, gibt sich sogleich als Urlaubsgast zu erkennen oder - viel schlimmer noch - als "Zuagroaster" (zugezogener Mitbürger) und erntet zumindest eine hochgezogene Augenbraue...
Geschichtliches
Die Siedlungsgeschichte beginnt im 4. bis 3.Jtsd. v.Chr., wobei anfangs die Fluss- und Seeufer innerhalb der Region bevorzugt wurden. Historische Belege nehmen aber erst mit den Kelten zu. Als Knotenpunkt wichtiger Verkehrsachsen, etwa der Brennerroute oder der Verbindung Augsburg-München-Salzburg, besaß die Gegend schon immer eine gewisse Bedeutung. Im Römischen Reich bildete "Pons Aeni", die "Innbrücke" an der Militärroute Via Julia, die wichtigste Verbindung zwischen den Provinzen Raetien und Noricum. Nach den Wirren der Völkerwanderung und der Entstehung der Stammesherzogtümer übernahm im 12.Jh. das Haus Wittelsbach die Macht. Der Name Rosenheim geht vermutlich auf das Wappen der Hallgrafen zu Wasserburg zurück. Diese errichteten die Burg Rosenheim, welche 1234 ihre erste urkundliche Erwähnung fand. In jenen Tagen zogen allerdings auch Rösser Transportboote flussaufwärts über den Inn, so dass die Bezeichnung auch von ihnen stammen könnte.
Schiffsleute besiedelten das westliche Flussufer und der Ort wurde zum Umschlagplatz für Salz, Getreide, Seide und Vieh. Der Handel zwischen Hall in Tirol und Budapest ließ das ab 1328 mit Marktrechten versehene Rosenheim aufblühen und bis 1600 zu einem der wichtigsten Märkte heranwachsen. Pest (1634), Stadtbrand (1641) und Dreißigjähriger Krieg (1618-48) führten jedoch zum katastrophalen Niedergang. Erholung setzte erst im Königreich Bayern mit Entstehen der Saline 1810 ein, in der die aus dem Berchtesgadener Land stammende Sole gesiedet wurde. 1858 öffnete die Bahnlinie nach München. Kein geringerer als der bayerische Märchenkönig Ludwig II. (vergleiche auch Landkreis Rosenheim und Ostallgäu) sprach 1864 die Stadtrechte aus. Starke Bautätigkeit machte Gründerzeit- und Jugendstil zur bis heute maßgeblich das Stadtbild bestimmenden Kunstform. Zu den vielen tragischen Ereignissen des Zweiten Weltkriegs gehört auch die Geschichte der Flüchtlinge, die in einer Waldkapelle in Stadtnähe Zuflucht nehmen wollten und ausgerechnet dort von einer Bombe getroffen wurden. Die Gemeindereform von 1978 führte noch zu Erweiterungen Rosenheims, das sich heute mit über 60.000 Einwohnern als Mittelstadt präsentiert. | |||||||||||||||||||