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Wasser- und Windkraftwerke im Alpenraum (2007)

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Info

Die Karte zeigt alle Wasser- und Windkraftwerke mit einer Ausbauleistung >= 10 MW im Alpenraum.

Kartentext

Wasserkraftwerke - Alpenraum

Wasserkraft - Die "weiße Kohle" der Alpen

Das Wasserkraftpotenzial der Alpen ist enorm und es wird von einer ganzen Reihe naturräumlicher Faktoren begünstigt. Die sehr hohe Reliefenergie, die mit zunehmender Höhe steigenden Niederschläge bei geringer werdender Verdunstung und die Wasserspeicherung in Gletschern, Schnee und Seen schaffen optimale Bedingungen zur Erzeugung hydroelektrischer Energie.

Dies drückt sich ganz klar in der Aufteilung des Elektrizitätskraftwerksparks der wichtigsten Alpenstaaten aus. Österreich und die Schweiz als Staaten mit einem sehr hohen Gebirgsanteil an der Landesfläche können zu rund zwei Dritteln beziehungsweise zu rund drei Vierteln ihren Kraftwerksbedarf mit Hilfe der erneuerbaren Energiequelle Wasserkraft decken. Diese beiden Kernstaaten der Alpen, die bis Ende der 1990er Jahre Stromexporteure waren, müssen aufgrund des steigenden Inlandsverbrauchs in den letzten Jahren zunehmend Elektrizität importieren. Die Kraftwerksbetreiber beider Länder versuchen deshalb v.a. ihre Pumpspeicherkapazitäten auszubauen, um im europäischen Verbundnetz teuren Spitzenstrom gegen größere Mengen an Grundlaststrom zu tauschen. Die anderen Alpenstaaten mit großen Flächenanteilen außerhalb des Gebirges müssen entweder thermische Kraftwerke (Italien) oder Kernkraftwerke (Frankreich) zubauen, bzw. einen Mix aus beidem wählen (Deutschland und Slowenien).

Diagramm
Quellen: Eurostat, Stand: 01.01.2006
Schweiz: Schweizerischer Wasserwirtschaftsverband und Bundesamt für Energie (BFE)

Es existieren im wesentlichen drei Typen von Wasserkraftwerken mit jeweils unterschiedlichen Funktionen.

  1. Laufkraftwerke: Sie erzeugen sogenannten Bandstrom zur Deckung der Grundlast. Diese Kraftwerke befinden sich bevorzugt in den Haupttälern der Alpen und entlang der großen Ströme in den Alpenvorländern, wie etwa an Rhône, Rhein, Donau, Isar, Inn, Drau, Enns, Etsch etc.. Die Hauptproduktionssaison dieses Kraftwerkstyps liegt im Frühjahr und Sommer, wenn die Flüsse durch die Schneeschmelze und das sommerliche Niederschlagsmaximum am meisten Wasser führen.
  2. Speicherkraftwerke: Sie erzeugen teuren Spitzenstrom um Verbrauchsspitzen abzudecken. Außerdem helfen diese Kraftwerke den erhöhten Eletrizitätsverbrauch im Winterhalbjahr zu bewältigen, indem das im Sommerhalbjahr gespeicherte Wasser abgearbeitet wird. Diese Werke befinden sich zumeist im eigentlichen Hochgebirge, bevorzugt in Hängetälern oder gestuften Tälern, um eine möglichst große Fallhöhe zu erreichen. In einigen Fällen können sogar natürlich vorhandene Seen als Speicher genutzt werden, wie z.B. der Achensee in Tirol oder der Walchensee in Bayern.
  3. Pumpspeicherkraftwerke: Dieser Kraftwerkstyp verfügt über leistungsfähige Pumpen, um in Zeiten geringen Stromverbrauchs (v.a. in den Nachtstunden) Wasser in ein Oberbecken zu befördern, dass dann auf Knopfdruck in den Turbinen zu Spitzenstrom umgewandelt werden kann. Diese sogenannte "Stromveredelung" verbraucht in Summe Energie, so dass man in diesem Fall nicht mehr von "sauberer" Elektrizitätserzeugung sprechen kann. Diese Werke sind meistens sehr leistungsstark, da sie innerhalb kürzester Zeit große Mengen an Spitzenstrom und Regelenergie bereit stellen müssen.

Aus den unterschiedlichen Funktionen ergibt sich, dass installierte Leistung (in MW) und die Stromerzeugung (in GWh) nicht proportional sind. Relativ kleine Laufkraftwerke können durch ihren Dauerbetrieb sogar mehr Strom produzieren als größere Speicherkraftwerke, die nur zeitweise zugeschaltet werden.

Die auf der Karte dargestellten Großwasserkraftwerke summieren sich auf folgende installierte Leistungen nach Kraftwerkstypen in den 6 wichtigsten Alpenstaaten (in Klammern jeweils die Anzahl der Kraftwerke):

StaatÖsterreichSchweizItalienFrankreichDeutschlandSlowenien
Laufkraftwerke4.407 MW (76)3.031 MW (92)1.688 MW (53)5.488 MW (74)1.284 MW (56)801 MW (16)
Speicherkraftwerke3.256 MW (44)5.970 MW (63)3.620 MW (70)6.674 MW (59)124 MW (1)30 MW (1)
Pumpspeicher3.000 MW (16)4.078 MW (22)3.553 MW (8)3.641 MW (5)98 MW (2)0 MW (0)
Totale Leistung10.663 MW (136)13.079 MW (177)8.861 MW (131)15.803 MW (138)1.506 MW (59)831 MW (17)
Quellen: siehe Metadaten der Karte

Interessant ist, dass gerade das durchaus zurecht als "Atomstromland" bezeichnete Frankreich mit der alpinen Wasserkraft ein zweites, traditionelles Standbein seiner Elektrizitäsversorgung besitzt. Die installierte Kraftwerksleistung ist in den französischen Alpen mit Abstand am größten, obwohl Österreich und Italien einen bedeutenderen Flächenanteil an den Alpen halten.

Quelle

Elektrizitätskraftwerk - Ausbauleistung (2007) (v244:2069)
Quelle: Frankreich: Direction régionale de l`environment (DIREN) Rhône-Alpes Délégation de bassin Rhône-Mediterranée, Direction régionale de l`environment (DIREN) Provence Alpes Côte d`Azur; alle anderen Länder: Internet-Recherche Tirol Atlas | Schweiz: Schweizerischer Wasserwirtschaftsverband, Statistik Wasserkraft | Internet-Recherche

Elektrizitätskraftwerk - Jahr der Inbetriebnahme (2007) (v244:2070)
Quelle: Frankreich: Direction régionale de l`environment (DIREN) Rhône-Alpes Délégation de bassin Rhône-Mediterranée, Direction régionale de l`environment (DIREN) Provence Alpes Côte d`Azur; alle anderen Länder: Internet-Recherche Tirol Atlas | Schweiz: Bundesamt für Energie, Statistik der Wasserkraftanlagen der Schweiz, Stand: 01.01.2007 | Internet-Recherche
Kommentar: Bei Um- oder Neubauten am selben Standort wird jeweils das Jahr der Inbetriebnahme des ersten Kraftwerkes angegeben.

Elektrizitätskraftwerk - Typ (2007) (v244:2068)
Quelle: Frankreich: Direction régionale de l`environment (DIREN) Rhône-Alpes Délégation de bassin Rhône-Mediterranée, Direction régionale de l`environment (DIREN) Provence Alpes Côte d`Azur; alle anderen Länder: Internet-Recherche Tirol Atlas | Schweiz: Schweizerischer Wasserwirtschaftsverband, Statistik Wasserkraft | Internet-Recherche

Daten

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