Tirol Atlas Archiv

Kartensettext

^UP

Die räumliche Konzentration verschiedener Wirtschaftsbranchen in den Tiroler Gemeinden

nach den Daten der Arbeitsstättenzählungen des Jahres 2001

Die statistische Basis der wichtigsten Analysen zur Branchengliederung der Wirtschaft auf der kommunalen Ebene im Tirol Atlas Kerngebiet sind die Arbeitsstättenzählungen, die einzigen Vollerhebungen aller Wirtschaftseinheiten in den Volkswirtschaften Österreichs, Italiens und der Schweiz. Sie stellen gewissermaßen die "Volkszählungen" aller Unternehmen und nicht-gewinnorientierte Organisation (z.B. Verwaltungsstellen) dar und werden alle 10 Jahre (zuletzt in 2001) zeitgleich mit den eigentlichen Volkszählungen durchgeführt.

Die Vielzahl an verschiedensten Wirtschaftsaktivitäten in den modernen Regionalwirtschaften Nord- und Südtirol macht eine sinnvolle Gliederung sehr schwierig. Die NACE-Systematik der EU bietet dabei, gerade nach dem Beitritt Österreichs, einen Ordnungsrahmen von großem Wert. Die 13 von den Arbeitsstättenzählungen, erfassten NACE-Wirtschaftsbranchen (NACE-Abschnitte C-O) unterteilen das Wirtschaftsleben in ein grobes Raster, das aber bereits sehr interessante Erkenntnisse über die Wirtschaftsstrukturen auf der Gemeindeebene erlaubt.

Unterschiedliche Wirtschaftsbranchen stellen unterschiedliche Standortanforderungen an den Raum. Raum meint dabei nicht nur den naturgeographischen Raum. Noch wichtiger ist der anthropogeographische, der menschengemachte, Raum, der alle Gebäude und Infrastrukturen, aber auch Geschäfts- und Handelsbeziehungen, Kundenpotenziale, Märkte und Preisstrukturen, Arbeitskräfte und deren Wissen, Gesetze, Wirtschaftspolitik usw. usw. umfasst. Sogar Vorstellungen in den Köpfen der Menschen über einen Raum und kulturelle Traditionen können für die Wirtschaft sehr wichtig sein. Man denke nur an das "Image" Tirols als Tourismusland. Deshalb konzentrieren sich die verschiedenen Branchen in unterschiedlichen Gemeinden.

Es gibt z.B. Kommunen mit Tourismuswirtschaft, die mit einer besonders beeindruckenden Landschaft aufwarten können (vgl. Karte Standortkoeffizient Tourismus 2001). Andere Orte mit großen Gewerbegebieten im Umfeld der großen Städte dienen als bevorzugte Handelsstandorte, da hier ein Maximum an Kunden erreichbar ist und die verkehrstechnische Anbindung an die Autobahn meist optimal ist (vgl. Karte Standortkoeffizient Handel 2001). Optimale Straßen- oder Eisenbahnverbindungen und die Lage an den Haupthandelswegen sind natürlich auch für Transportunternehmen Standortvoraussetzungen, wenn es sich nicht gerade um den Spezialfall des Seilbahnwesens handelt, das im Umfeld des Wintertourismus aufblüht (vgl. Karte Standortkoeffizient Verkehr 2001). Industriebetriebe brauchen große, ebene Flächen im Talboden und möglichst geringe Grundstückspreise, eine Voraussetzung die nur relativ wenige Gemeinden im "Land im Gebirge" anbieten können (siehe Karte Standortfaktor Flächenverfügbarkeit). Moderne Dienstleistungen suchen bevorzugt die Städte auf, da hier die meisten (Geschäfts)Kunden sitzen die Steuer- Rechts- oder Unternehmensberatung, IT-Unterstützung, Bankdienstleistungen oder Versicherungen brauchen (vgl. Standortkoeffizient Realitätenwesen, Unternehmensdienstleistungen 2001).

Allerdings neigen nicht alle Wirtschaftsbranchen zur starken Konzentration an relativ wenigen Orten. Bauunternehmen, kleine Gewerbetreibende und Handwerker wie Metzger, Bäcker, Zimmerer, Maler, Bodenleger, Schlosser oder Kfz-Mechaniker bilden in fast allen Kommunen eine Lokalwirtschaft mit kleinstbetrieblicher Struktur. Verwaltung und Unterrichtswesen werden ebenfalls in allen Gemeinden gebraucht. Allerdings gibt es auch in diesem Bereich räumliche Hierarchien. Es gibt eben nur zwei Landeshauptstädte Innsbruck und Bozen, die zugleich die einzigen beiden Universitätsstandorte sind.

Die 13 NACE-Wirtschaftsbranchen variieren sehr stark in ihrer Bedeutung. Die wichtigste Kennzahl ist dabei ohne Zweifel der Umfang an Beschäftigten, der in den beiden untenstehenden Diagrammen für das Land Tirol und Südtirol aufgezeigt wird. Dabei fällt ins Auge, dass in beiden Tiroler Landeshälften die Grobstruktur der Wirtschaft große Ähnlichkeiten aufweist. Die Rangfolge der vier wichtigsten Branchen, Sachgütererzeugung knapp vor dem Handel, dann ein etwas deutlicherer Abstand zur Tourismuswirtschaft im engeren Sinne (Beherbergung und Gaststätten) gefolgt von der Bauwirtschaft sind exakt identisch.

Diagramm
Quelle: Statistik Austria, Arbeitsstättenzählung 2001.

Diagramm
Quelle: ISTAT, Censimento industria e servizi 2001.

Kartentexte