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Bankenstandorte nach Bilanzsumme 2005

Die wichtigsten Kreditinstitute mit Sitz in Tirol

Die größten Banken Tirols, gemessen an der Bilanzsumme, befinden sich in den Landeshauptstädten Innsbruck und Bozen. Dennoch ist der Tiroler Bankensektor im Vergleich zu vielen anderen europäischen Regionen bemerkenswert dezentral organisiert, was eng mit der Geschichte der Raiffeisengenossenschaften zusammenhängt. In den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts gründeten Landwirte in zahlreichen Kommunen des Landes Spar- und Darlehenskassen nach dem Vorbild des Genossenschaftspioniers Friedrich Wilhelm Raiffeisen, der ab 1862 in Preußen die erste Genossenschaftbank aufgebaut hatte. Ziel war es, bei Missernten abgesichert zu sein bzw. günstige Kredite für den Ankauf von Vieh und Gerät zu erhalten. Die bemerkenswerte Erfolgsgeschichte dieser Idee machte die Raiffeisen Gruppe zu einer der größten Banken Österreichs mit dem dichtesten und flächendeckendsten Bankstellennetz. Wie dominant die Stellung dieser Genossenschaftsbanken ist zeigt sich daren, dass ca. 1,7 Mio. ÖsterreicherInnen Mitglieder und damit Miteigentümer der Bank sind, dass über 40 % der Bevölkerung Kunden bei Raiffeisenbanken sind und der Marktanteil rund 25 % beträgt. Im Nordtirol existieren insgesamt 82 selbständige und von der Bilanzsumme her gesehen sehr kleine Raiffeisenbanken (auf der Kerte dargestellt sind nur die größten Nordtiroler Raiffeisenbanken) mit 272 Geschäftsstellen im ganzen Land. Sie haben wiederum eine Raiffeisenlandesbank gegründet, deren Zentrale sich in Innsbruck befindet. Aus steuerlichen und vertragsrechtlichen Gründen wurde die Landesbank zur AG umorganisiert.

In Südtirol ist das Bankensystem sehr ähnlich organisiert, da die Gründzüge des genossenschaftlichen Raiffeisensystems noch in der Zeit vor der Teilung des Landes gelegt wurden. Die mehr als 400 Schalterstellen und die 35 Bankinstitute, die weit überwiegende Mehrheit stellen auch hier die Raiffeisenbanken (südlich des Brenner ist die Bezeichnung Raiffeisenkasse gebräuchlich), machen das Schalternetz in Südtirol sogar noch dichter als in Nordtirol. Darüber hinaus existiert auch in Südtirol eine Raiffeisen Landesbank AG als Institution der regionalen Zusammenarbeit der örtlichen Bankgenossenschaften. Durch die fast komplette Dartsellung aller Südtiroler Banken wird die lückenlose Abdeckung der Landesfläche durch die Raiffeisenkassen besonders deutlich.

Nicht ganz so flächendeckend verankert sind die Sparkassen. Ihre Tradition reicht allerdings wie im Falle der Tiroler Sparkasse, die schon 1822 in Innsbruck gegründet wurde, noch weiter zurück wie die der Raiffeisenbanken. Die wesentlichen Aktionäre sind im Falle der Sparkasse Tirol die Erste österreichische Spar-Casse Privatstiftung, lokale Sparkassenvereine wie z.B. im Falle der Sparkasse Schwaz oder Gebietskörperschaften wie im Falle der Sparkasse der Stadt Kitzbühel. Die Südtiroler Sparkasse AG wird ebenfalls im Wesentlichen von einer Stiftung kontrolliert. Durch Zwangsfusionen während der faschistischen Ära ist die Zahl der selbstständigen Sparkassen in Südtirol geringer.

Neben den Raiffeisenbanken und den Sparkassen existiert noch die beiderseits des Brenner aktive Hypo Tirol Bank AG, die 1898 als Spezialinstitut für landwirtschaftliche Kredite vom Land Tirol gegründet wurde und die auch heute noch zu 100 % Nordtiroler Landeseigentum ist. Das bedeutet, das fast alle bedeutenden Banken in Tirol einen öffentlich-rechtlichen oder einen zumindest teilweise gemeinnützigen Charakter aufweisen. "Normale", gewinnorientierte Geschäftsbanken in Privatbesitz wie die BTV mit Sitz in Innsbruck und die Bank für Trient und Bozen, deren Hauptsitz sich in Trient befindet, bilden die Ausnahme. Allerdings müssen sie nach den Bilanzsummendaten zu den größten Banken Tirols gerechnet werden. Die Alpenbank AG ist als Spezialist für Anlageberatung und Vermögensverwaltung nur bedingt mit allen anderen als Universalbanken zu bezeichnenden Kreditinstituten zu vergleichen, da sie nicht schwerpunktmäßig im bilanzsummenwirksamen Geschäft tätig ist.