Tirol Atlas Archiv

Kartentext

^UP

Sachgütererzeugung - Holzverarbeitung, Holzwaren (ohne Möbel)

Holzindustrie in Nordtirol, Holzhandwerk in Südtirol

Image
Produkt der Holzfirma Egger aus St. Johann in Tirol
(© Egger GmbH)

Der Holzreichtum des Landes Tirol machte die Holzverarbeitung zu einem sehr traditionsreichen Gewerbe. Eine erste Blüte erlebte die "Holzindustrie" im Zusammenhang mit dem Schwazer Silberbergbau im 14. und 15. Jahrhundert als große Mengen Holz zur Verhüttung der Erze benötigt wurden. Im 19. Jahrhundert erlangte der Export von Rundholz und Holzwaren eine große Bedeutung. Heute kommt der Holzverarbeitung immer noch eine ganz erhebliche wirtschaftliche Bedeutung zu. In Südtirol steht die Branche an der Spitze der Sachgüterproduktion, gemessen an der Zahl der Arbeitsplätze. Interessant ist die Zweiteilung des Landes in eine industrielle Holzverarbeitung in sehr großen Betrieben in Nordtirol (z.B. Egger Fritz GmbH in St. Johann, Franz Binder GmbH in Fügen und Holzindustrie Pfeifer GmbH in Imst) und eine handwerklich-kleinstbetriebliche Holzverarbeitung in Südtirol mit Schwerpunkt im Grödnertal (Holzschnitzerhandwerk).

Den Nordtiroler Industriebetrieben der Holzverarbeitung ist ihr Stammland in den letzten 10-15 Jahren zu klein geworden und sie sind zu europaweit produzierenden Großunternehmen aufgestiegen, verbunden mit der Expansion in zahlreiche, ausländische Absatzmärkte. Die Fritz Egger GmbH hat heute 15 Produktionsstandorte in ganz Europa (4 im Stammland Österreich davon 2 in Tirol am Stammsitz in St. Johann und in Wörgl, 6 in Deutschland, 2 in Frankreich, 2 in Großbritannien und seit 2005 sogar eine Holzfabrik in Shuya 300 km nordöstlich von Moskau). Das große Wachstum begann für das Unternehmen um das Jahr 1990 als man zuerst Verarbeitungskapazitäten im deutschen Bundesland Niedersachsen übernahm. Besonders günstige Bedingungen ergaben sich durch den Fall der Mauer in Deutschland und man baute ab 1998 ein sehr großes Europa Produktionszentrum in Wismar direkt an der Küste von Mecklenburg-Vorpommern. Sehr viel geringere Bodenpreise wie in Tirol für die großflächigen Werke und im Falle von Wismar der günstige Hafenstandort für die Anlieferung von Holz über den Seeweg spielen bei diesen Produktionsverlagerungen eine Rolle. Auch die Pfeifer Holzindustrie GmbH mit Stammsitz in Imst und einem Zweigwerk in Kundl hat mittlerweile 4 weitere Standorte in Deutschland und einen in Tschechien. Die Franz Binder GmbH mit Stammsitz in Fügen und weiteren Werken in Jenbach, St. Georgen/Bundesland Salzburg und Hallein errichtet seit März 2005 auf 220.000 qm Fläche (!) ein Großsägewerk im bayerischen Kösching bei Ingolstadt.

Die überwiegend handerkliche Struktur der Holzverarbeitung in Südtirol ist an der hohen Zahl von Arbeitsstätten erkennbar. Ergänzt wird die Südtiroler Holzverarbeitung durch einige mittelgroße Betriebe wie die Karl Pedross AG in Latsch (Produktion von Holzleisten), die Holzbau AG in Brixen (Brettschichtholz und Leimholzkonstruktionen), die Nordpan AG in Olang (Massivholzplatten), die Pircher Oberland AG in Toblach und die Rubner Türenwerk AG in Kiens (Fenster und Türen aus Holz).

verwandte Themen: