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Sachgütererzeugung - Nahrungsmittel, Getränke

Vom Speck bis zu glutenfreien Spezialnahrungsmitteln

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Schinkenspeck von Handl Tyrol in Pians (© Handl Tyrol)

Die verschiedenen Teilbereiche der Sachgüterproduktion verteilen sich sehr unterschiedlich im Raum. Nahrungsmittel und Getränke haben eine große Bedeutung (viertwichtigste Branche der Sachgüterproduktion in beiden Tiroler Landesteilen; vgl. die Rangliste unten) und werden traditionell in sehr vielen Tiroler Gemeinden produziert. Besonders die Speckherstellung ist typisch für die Tiroler Nahrungsmittelerzeugung. Größere Betriebe der Fleischverarbeitung sind die Unternehmen Senfter in Innichen, Gasser-Cavazzuti in Klausen, Recla in Schlanders, Handl in Pians und Hörtnagl in Hall. Früchte verarbeiten die Adolf Darbo AG in Stans (Marmeladen) und die Hans Zipperle AG in Meran (Fruchtsäfte). Die Recheis GmbH in Hall in Tirol erzeugt Eiernudeln. Die A. Loacker AG in Ritten, die noch einen zweiten Produktionsstandort in Heinfels in Osttirol besitzt, bedient Feinschmecker mit Schokowaffeln und Napolitaner Creme. Bäckereien und Brauereien sind meistens kleinbetrieblich strukturiert, sieht man von der Forst AG (Bier) in Algund und der Ruetz Brot GmbH in Kematen ab. Hinzu kommen jüngere Unternehmen in der Tiefkühlkostproduktion wie Pan Surgelati in Leifers oder Primas in Oberhofen im Inntal. Die Zoogamma AG in Lajen und die A. Rieper AG in Vintl stellen u.a. Futtermittel her. Die Palette reicht bis zu Spezialherstellern wie der Dr. Schaer GmbH in Burgstall, die hochwertige glutenfreie Diätlebensmittel für Patienten herstellt.

Eine besondere Organisationsform sind die registrierten Genossenschaften, die v.a. in der Milch-, Obst- und Weinproduktion vorherrschend sind. Die mit Abstand größte Molkerei in Nordtirol ist die Tirol Milch reg.Gen. mit Standorten in Wörgl, Innsbruck (soll zu Gunsten von Wörgl aufgelöst werden) und Lienz. Daneben existiert eine Vielzahl kleiner Sennereigenossenschaften in allen Landesteilen (vgl. Kartenset Standorte - Karte Landwirtschaftliche Genossenschaften nach Umsatz 2005). Die bedeutendsten Molkereien in Südtirol sind die Milkon Südtirol Genossenschaft in Bozen, der Milchhof Brixen, der Milchhof Sterzing und der Milchhof Meran. Die Milchwirtschaft ist südlich des Brenner also etwas anders strukturiert mit mehreren größeren Verarbeitungsbetrieben. Die Standorte und der Geschäftsumsatz der Obst- und Kellereigenossenschaften im Etschtal sind ebenfalls aus der Standortkarte der Genossenschaften zu entnehmen. Besonders die Obstgenossenschaften haben in Südtirol eine erhebliche wirtschaftliche Bedeutung erlangt und produzieren in industriellem Stil für den europäischen Markt. Die Weinproduktion ist dagegen rückläufig, was aber auch mit der zunehmenden Ausrichtung der Kellereien an "Qualität statt Quantität" zu tun hat. Nach der Vernatsch-Krise Ende der 1970er Jahre und dem Methanol-Skandal Mitte der 1980er Jahre stellten die Südtiroler Kellereien ihre Produktion durch Weißweine, internationale Rebsorten, Ertagsreduktion und neue, an Qualität orientierte, Arbeitsweisen radikal um. Statt Massen an "Kalterer See" werden mittlerweile Spitzenweine hergestellt, die viele Auszeichnungen und Prämierungen erhalten haben.

Generell gilt, dass selbst die "Großunternehmen" der Nahrungsmittelindustrie in Tirol maximal um die 400 Mitarbeiter aufweisen. Die meisten der gut 1.000 Betriebe in der Nahrungs- und Getränkeproduktion in Tirol sind Kleinunternehmen, die über das ganze Land verstreut sind. Lediglich in Osttirol und in den Städten (mit Ausnahme von Meran) ist die Nahrungsmittelerzeugung leicht unterrepräsentiert.

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