Tirol Atlas Archiv

Kartentext

^UP

Formen der Arbeitslosigkeit

Einteilung nach der zeitlichen Dauer der Arbeitslosigkeit

Am einfachsten ist es, die verschiedenen Formen der Arbeitslosigkeit nach der zeitlichen Dauer einzuteilen. Es ergeben sich dabei folgende Arten von Arbeitslosigkeit:

Friktionelle Arbeitslosigkeit (auch Sucharbeitslosigkeit genannt)

Diese Form der Arbeitslosigkeit entsteht beim Übergang von einer Arbeitsstelle zu einer anderen. Sie ist in der Regel von kurzer Dauer. Selbst in Phasen der Vollbeschäftigung ist friktionelle Arbeitslosigkeit unvermeidbar und für einen Grundanteil von ca. 2,5-3,0 % der Arbeitslosenquote verantwortlich.

Saisonale Arbeitslosigkeit

Die saisonale Arbeitslosigkeit spielt für die von der Tourismuswirtschaft dominierten Gemeinden im Tirol Atlas Gebiet eine besondere Rolle. Der Nachfragerückgang in der Nebensaison (es kann 1 oder 2 Haupt- und somit auch 1 oder 2 Nebensaisons geben) führt hier zu einem Anstieg der Arbeitslosigkeit, der durch das Einsetzen der Hauptsaison wieder rückgängig gemacht wird. Die zweite besonders von saisonaler Arbeitslosigkeit betroffene Wirtschaftsbranche ist die Bauwirtschaft, in der im Winter weniger gearbeitet wird. Ebenfalls von klimatischen Bedingungen abhängig ist die Landwirtschaft. in der im Winter ebenfalls weniger Arbeit anfällt. Allerdings dürften sich im Tirol Atlas Gebiet bei der weit verbreiteten Selbständigkeit der Landwirte und vieler Nebenerwerbsmöglichkeiten kaum Arbeitskräfte aus Landwirtschaft über den Winter hinweg arbeitslos melden.

Konjunkturelle Arbeitslosigkeit

Sie entsteht durch die in jeder Volkswirtschaft üblichen Konjunkturschwankungen. In der Rezession entlassen die Unternehmen Arbeitskräfte, die sie während der nächsten Aufschwungphase wieder einstellen. Das bedeutet, dass die Konjunkturelle Arbeitslosigkeit in der Regel innerhalb von 2 bis 3 Jahren wieder verschwindet, wenn es sich nicht um eine außergewöhnlich schwere Rezession handelt. Das berühmteste Beispiel für eine Rezession mit hoher Konjunktureller Arbeitslosigkeit ist die Weltwirtschaftskrise, die 1929 in den USA ihren Ausgangspunkt hatte, sich rasch über den gesamten Globus verbreitete und das Wirtschaftsleben bis weit in die 1930er Jahre hinein ernsthaft beeinträchtigte.

Strukturelle Arbeitslosigkeit

Sie ist ein dauerhaftes Phänomen und damit auch die problematischste Form der Arbeitslosigkeit, die von der Wirtschaftspolitik am entschiedensten bekämpft werden sollte. Strukturelle Arbeitslosigkeit tritt häufig im Zusammenhang mit Veränderungen in der Wirtschaftsstruktur (z.B. Niedergang der Stahlindustrie) oder mit technologischen Veränderungen, die zu Rationalisierungsmaßnahmen führen, auf. Gleichzeitig sind das Arbeitsmarkt- und das Ausbildungssystem zu unflexibel die Arbeitslosen in anderen Berufen, Branchen oder Regionen unterzubringen. Die einfachste (neoklassische), monokausale Erklärung für Strukturelle Arbeitslosigkeit ist die Unflexibilität des Lohnniveaus, wenn v.a. gering qualifizierte Arbeitslose zum branchenüblichen durch Tarifverträge und gesetzliche Bestimmungen festgezurrten Lohn keine Arbeit finden können. Auch zu umfangreiche staatliche Transferleistungen durch Arbeitslosengeld werden als Grund für strukturelle Arbeitslosigkeit genannt, weil gewissermaßen einen fixen Mindestlohn definieren unter dem Arbeitslose nicht arbeiten müssen. Allerdings ist der unflexible Lohn sicherlich nur ein Grund für Strukturelle Arbeitslosigkeit. Gerade die De-Qualifikation durch die Abkopplung der Arbeitslosen vom lebenslangen Lernen im Beruf wird in der heutigen Wissensgesellschaft ein immer wichtigerer Faktor, der ebenfalls zur Verfestigung hoher Arbeitslosenzahlen beiträgt.