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Kleinstbetriebe 2001

Kleinstbetriebe stellen die Masse der Unternehmen im Tirol Atlas-Gebiet

Die Karte Kleinstbetriebe 2001 zeigt den Anteil der Arbeitsstätten (Unternehmen und Organisationen ohne Erwerbszweck) mit 0-9 unselbständig Beschäftigten, gemäß den Daten der Arbeitsstättenzählungen in Österreich und Italien im Jahre 2001. Diese Zählungen erfassen keine Arbeitsstätten aus dem land- und forstwirtschaftlichen Bereich.

Diagramm
Quellen: Österreich: Statistik Austria, Arbeitsstättenzählung 2001; Italien: ISTAT, Arbeitsstättenzählung 2001.

Der Anteil der Kleinstbetriebe ist in Südtirol und in den anderen italienischen Provinzen markant höher als in Tirol und den anderen österreichischen Bundesländern. Im Land Tirol betrug der Anteil der Arbeitsstätten mit 0-9 Beschäftigten 86,8 %, in Südtirol waren es 92,9 %. Ein-Personen-Unternehmen (0 unselbständig Beschäftigte) oder solche mit nur 1 Beschäftigten machten im Land Tirol 46,6 %, in Südtirol sogar 53,9 % aller Firmen aus. Die durchschnittliche Größe der Arbeitsstätten betrug zum Zeitpunkt der Zählung 2001 in Südtirol und im Trentino lediglich 4,0 unselbständig Beschäftigte, im Bundesland Tirol waren es dagegen 7,4 unselbständig Beschäftigte. Allerdings ist auch dieser Wert im europäischen Vergleich als gering einzustufen. Die Zahl von 50 unselbständig Beschäftigten markiert laut EU-Definition gerade einmal die untere Schwelle zum Mittelbetrieb. Im Jahre 1956 als die Wirtschaftskammer Tirol ihre erste Beschäftigtenstatistik veröffentlichte, wurde eine durchschnittliche Betriebsgröße von 8,4 Beschäftigten in der gewerblichen Wirtschaft ausgewiesen. Seit den 1970er Jahren ist besonders in den drei großen Sparten Gewerbe und Handwerk, Handel und Tourismus (Beherbergungs- und Gaststättenwesen) eine leicht rückläufige Betriebsgröße zu verzeichnen. Die gewachsene Betriebsgrößenstruktur ist demnach als sehr stabil einzuschätzen. Lediglich die Banken- und Versicherungsbranche hatte im Zuge von Umstrukturierungsprozessen einen signifikanten Anstieg der Betriebsgröße aufzuweisen.

Besonders wichtig ist es, die Auswirkungen dieser kleinstbetrieblichen Wirtschaftsstruktur zu erkennen. Kleinstbetriebe produzieren in der Regel für lokale Märkte. Die Produktivität und damit die Wertschöpfung je Beschäftigtem von Kleinstbetrieben ist im Normalfall geringer als diejenige von Großbetrieben. Zudem ist die "Sterberate" von Kleinstbetrieben relativ hoch, zumal dann wenn der Betriebsgründer aus Altersgründen aus dem Erwerbsleben ausscheidet. Diesen negativen Aspekten der Kleinstrukturiertheit stehen aber auch sehr bedeutende positive Merkmale entgegen. Kleinstbetriebe sind wesentlich weniger anfällig für konjunkturelle Schwankungen und können Rezessionsphasen überstehen, indem sie für eine beschränkte Zeit von der betrieblichen Substanz leben. Sehr wichtig ist der Ausbildungsbeitrag der Kleinstbetriebe. Sie bieten überdurchschnittlich viele, qualitativ hochwertige Lehrstellen an. Räumlich betrachtet trägt die kleinstbetriebliche Struktur wesentlich zur Erhaltung von dezentralen Arbeitsplätzen bei, was wiederum dem Bevölkerungsschwund in peripheren, ländlichen Gebieten entgegenwirkt. Die gute Wirtschafts- und Arbeitsmarktlage mit Vollbeschäftigung in Südtirol und einer im europäischen Vergleich geringen Arbeitslosigkeit in Nordtirol lässt zudem auf eine hohe Konkurrenzfähigkeit, Flexibilität und Innovationskraft der Kleinstbetriebe schließen. Sie sichern mit ihrer genauen Kenntnis der lokalen Märkte und ihrer Nähe zum Kunden den langfristigen, unternehmerischen Erfolg in der von ihnen besetzten Marktnische.