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Standortkoeffizient Bergbau, Steine, Erden

Wo liegen heute die Reste der Tiroler Bergbautradition?

Die einstmals große wirtschaftliche Bedeutung des Bergbaus in Tirol - erinnert sei an dieser Stelle an die Hochzeit des Schwazer Silberbergbaus im 15. und 16. Jahrhundert - ist heute nicht mehr gegeben.

Land/ProvinzTirolSüdtirolTrentino
Arbeitsplätze Bergbau, Steine, Erden 19918704442.355
Arbeitsplätze Bergbau, Steine, Erden 20011.0594961.607
Arbeitsplätze insgesamt 2001295.390207.380195.718
Anteil Bergbau, Steine Erden 20010.36 %0,24 %0,82 %
Quellen: Österreich: Statistik Austria, Arbeitsstättenzählungen 1991 und 2001
Italien: ISTAT, Arbeitsstättenzählungen 1991 und 2001.

Bergbau im eigentlichen Sinne existiert im Tirol-Atlas Gebiet nicht einmal mehr als Reliktform. Das ehemalige Silberbergwerk in Schwaz und das ehemalige Bergwerk in Ridnaun besitzten heute als Schaubergwerke lediglich eine touristische Bedeutung. Die heute noch vorhandenen Arbeitsplätze in der bewusst Bergbau, Steine, Erden genannten Branche konzentrieren sich auf die Produktion und den Transport von Baustoffen (Schotter, Kies, Sand und Erden) und auf das Brechen qualitativ sehr hochwertiger Steine. Der mit Abstand bedeutendste Steinbruchcluster im Tirol-Atlas Gebiet, der eine erhebliche Bedeutung für die lokale Wirtschaft besitzt, befindet sich in den Gemeinden Albiano (589 Arbeitsplätze), Fornace (246 Arbeitsplätze), Lona-Lases (118 Arbeitsplätze) und Baselga di Pinè (124 Arbeitsplätze) im Val di Cembra im Trentino. Eine ganze Reihe von Unternehmen betriebt hier den Abbau von Porphyr. Diese 4 Gemeinden bieten mehr Arbeitsplätze (1.077) in der räumlich extrem stark konzentrierten Branche an, wie im gesamten Nordtirol vorhanden sind.

Ein weiteres eindrucksvolles Beispiel für die überragende Bedeutung einzelner Unternehmen in der Branche, ist die Ernst Derfeser GmbH als bedeutendstes Unternehmen in Tirol, genauer gesagt in Vomp, die Sand, Split und Schotter produziert. Die Firma hat auf 229 Arbeitsplätzen (2001) mehr als 20 % aller in der Branche in Nordtirol Beschäftigten angestellt. Bekanntere Abbaugebiete, wie das des Laaser Marmors, wo die Firma Lechner traditionell aktiv ist, und der das Landschaftsbild wesentlich mitprägende Steinbruch der Firma Plattner & Co an der Martinswand in Zirl sind von der Zahl der Arbeitsplätze gesehen unbedeutender. Die extrem hohen Standortkoeffizienten (Maximalwert von 45 durch den Serpentin-Steinbruch in Prägraten am Großvenediger, also eine 45fache Überrepräsentation der Branche in der Gemeinde im Vergleich zum Gesamtraum) der Branche erklären sich aus der extremen Marginalisierung im Gesamtraum. Somit bewirken bereits relativ kleine Unternehmen einen hohen Standortkoeffizienten.

Im Zeitverlauf betrachtet hat die Branche Bergbau, Steine, Erden in Tirol von 1991 bis 2001 leicht an Beschäftigtenzahl gewonnen, während im Trentino eine Abnahme zu verzeichnen war. Auffällig ist, dass zwischen 1991 und 2001 viele kleine Standorte geschlossen wurden, während die verbliebenen größeren meist an Arbeitsplätzen zugelegt haben oder gar neue größere Standorte entstanden sind (z.B. Hollersbach im Pinzgau von 0 auf 108). Teilweise haben allerdings auch Betriebsverlegungen eine Rolle gespielt. Es zeigt sich, dass nur die ergiebigsten Standorte wettbewerbsfähig sind und auch hier nur im Nischenmarkt Kies- und Schotter, der als schweres und gleichzeitig relativ billiges Baumaterial für weite Transportwege und weltweite Konkurrenz wenig geeignet ist.

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