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Shift-Share-Analyse 1991-2001

In welchen Gemeinden und welchen Branchen sind besonders viele neue Arbeitsplätze entstanden?

Die Shift-Share-Analyse ist ein klassisches, empirisches Verfahren der ökonomischen Regionalanalyse. Der Regionalfaktor vergleicht dabei die Arbeitsplatzentwicklung in der jeweiligen Gemeinde mit der Entwicklung in Gesamttirol. Ein Wert < 1 zeigt eine schlechtere Entwicklung an, ein Wert > 1 eine bessere. Damit können aktuelle, Tirol-interne Wachstumsunterschiede aufgezeigt werden, die in der Betrachtung des generellen Wirtschaftstrends (siehe Karte Wirtschaftliche Aktiv- und Passivräume) untergehen. Grundsätzlich kann die Shift-Share-Analyse auch auf andere Indikatoren wie die Anzahl der Betriebe, Qualifikation der Arbeitskräfte, Lohnniveaus, Arbeitsintensität, Nächtigungszahlen u.a. angewandt werden.

Der Regionalfaktor liefert einen Hinweis auf eine größere Arbeitsplatzdynamik in Nordtirol. In den zehn Jahren zwischen den beiden neuesten Arbeitsstättenzählungen 1991 und 2001 sind hier relativ mehr Arbeitsplätze entstanden (+ 24,3 %) als südlich des Brenner (+ 14,8 %). Allerdings darf man nicht vergessen, dass in Nordtirol auch der Bevölkerungszuwachs in diesem Zeitabschnit mit + 6,7 % deutlich stärker ausgefallen ist als in Südtirol, dass eine Bevölkerungszunahme von "nur" 5,1 % verzeichnen konnte (siehe Kartenset Bevölkerung-Basisdaten-Überblick). Außerdem wurden durch methodische Verbesserungen bei der Erfassung der Arbeitsstätten in Nordtirol tendenziell mehr Beschäftigte gezählt als 1991.

Relativ schlecht hat sich die Arbeitsplatzzahl im östlichen Pustertal, im Umfeld von Meran, im Eisacktal nördlich von Brixen und in größeren Teilen des Außerfern entwickelt. Regionen, die sich durch einen positiven Trend auszeichnen, befinden sich in weiten Teilen des Bezirks Kitzbühel, im Zentralraum Nordtirols um Innsbruck, im Umfeld von Lienz und in den Seitentälern des Oberinntales.

Die Veränderung der Arbeitsplatzzahl kann durch strukturelle Einflüsse der Branchenveränderung beeinflusst worden sein. Das durchschnittliche Arbeitsplatzwachstum aller Branchen betrug 20,2 % (Branchen nach der europäischer NACE-Systematik). Schwach abgeschnitten haben alle Branchen des industriellen Sektors vom Bergbau bis zum Bauwesen. Aber auch einige wichtige Dienstleistungsbranchen, wie der Handel und das Beherbergungs- und Gaststättenwesen, sind unterdurchschnittlich gewachsen. Hierbei ist allerdings zu bedenken, dass die Nordtiroler Großzählungen zum Stichtag 15.05. in die touristische Nebensaison fallen. Ausgesprochen wachstumsstarke Branchen sind das Realitätenwesen, das auch unternehmensbezogene Dienstleistungen mit einschließt, und der Bereich Gesundheit und Soziales. Die Öffentliche Verwaltung und das Unterrichtswesen sind leicht überdurchschnittlich gewachsen.

Diagramm
Quellen: Tirol: Statistik Austria, Arbeitsstättenzählungen 1991 und 2001; Südtirol: ISTAT, Arbeitsstättenzählungen 1991 und 2001

Diagramm
Quellen: Tirol: Statistik Austria, Arbeitsstättenzählungen 1991 und 2001; Südtirol: ISTAT, Arbeitsstättenzählungen 1991 und 2001

Hätte sich jede Branche in der entsprechenden Gemeinde genauso entwickelt wie der Gesamttiroler Durchschnitt, so würde die berechnete, hypothetische Arbeitsplatzzahl erreicht. Allerdings ist dieser strukturelle Einfluss durchgehend schwach, was sich an den großen Abweichungen von hypothetischer und tatsächlicher Arbeitsplatzzahl erkennen lässt. Das bedeutet, dass andere, sehr lokalspezifische Standortfaktoren, wie die Wirtschaftspolitik der einzelnen Gemeinden oder lokale Unternehmensnetzwerke, größeren Einfluss auf das Wirtschafts- und Arbeitsplatzwachstum haben, als der sektorale Wandel der Gesamttiroler Wirtschaftsstruktur.