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Strukturwandel in der Landwirtschaft 1971-2001

Die Karte bietet auf der Basis von Volkszählungsdaten einen Überblick über die Erwerbstätigkeit (umgangssprachlich Berufstätigkeit) der Wohnbevölkerung. Weiterhin wird auf den Bedeutungsverlust der Land- und Forstwirtschaft eingegangen, der im Zusammenhang mit dem Übergang zur Dienstleistungsgesellschaft zu sehen ist.

Diagramm
Quelle: Österreich: Statistik Austria, Volkszählungen 1971 und 2001; Italien: ISTAT, 11. und 14. Volkszählung 1971 und 2001.

Die Bedeutung der Landwirtschaft war 1971 in Südtirol noch sehr hoch, der Bedeutungsverlust in den betrachteten 30 Jahren war dann allerdings auch besonders stark und flächenhaft ausgeprägt. Der Obstanbau im Etschtal entwickelte sich ab den 1970er Jahren zu einer modernen und auf dem Weltmarkt konkurrenzfähigen "Agroindustrie", in der viele Arbeitsplätze durch Rationalisierung und Mechanisierung weggefallen sind. Der verspätete Aufschwung der Südtiroler Industrie, der erst ab den 1990er Jahren an Dynamik verlor, verschob viele Erwerbstätige zunächst in den sekundären Sektor. In Nordtirol war der Dienstleistungssektor der klare Gewinner des Wandels. Seit der Volkszählung 1991 haben sich die Entwicklungen nördlich und südlich des Brenner in dieser Hinsicht zunehmend angeglichen.

Die Bezirkshauptorte weisen als verstädterte Gebiete und damit als "Speerspitze" der Dienstleistungsgesellschaft keinen nennenswerten Landwirtschaftssektor auf. Auffallend ist die relativ stabile Sektorenstruktur der städtischen Wirtschaft und die relativ stabile Gesamtanzahl der Erwerbstätigen im Zeitvergleich (Bsp.: Innsbruck, Meran, Bozen). Dies bedeutet auch, dass die Wohnbevölkerung in den Stadtgemeinden zwischen 1971 und 2001 kaum noch gewachsen ist.

In den Vorstadtgemeinden im Großraum Innsbruck, rund um Bozen, Meran und Brixen und im Reuttener Becken finden sich die Gemeinden mit dem höchsten Anstieg der Erwerbstätigenzahl und dem größten Wachstum der Gewerbegebiete und Einkaufszentren (Bsp.: Kematen, Rum, Völs, Wängle, Eppan a. d. W., Jenesien, Karneid, Ritten). In den österreichischen Gemeinden dieses Typs spielte, anders als in Südtirol, die Landwirtschaft schon 1971 als Erwerbsfaktor kaum noch eine Rolle.

Der stärkste landwirtschaftliche Strukturwandel betrifft die extrem peripheren, ländlichen Gebiete Nordtirols, die insgesamt als wirtschaftlich strukturschwach bezeichnet werden müssen. Im Hinblick auf die Ausstattung mit wirtschaftlich nutzbaren Dauersiedlungsraum und auf die Erreichbarkeit für den wirtschaftlichen Verkehr, bestehen hier die größten Defizite. Die Gemeinde Namlos ist Spitzenreiter des Strukturwandels. Weitere besonders stark betroffene Gemeinden sind z.B. Pfafflar, Inner- und Außervillgraten, St. Sigmund im Sellrain und Steinberg am Rofan. Diese Kommunen weisen teilweise einen erheblichen Rückgang der Erwerbstätigenzahlen aus, der dem generellen Trend des Bevölkerungs- und Beschäftigungswachstums in Tirol völlig entgegen läuft.

Allerdings fand in Tirol und Südtirol bedingt durch den starken Tourismusboom nie eine flächenhafte wirtschaftliche Entwertung des Siedlunngsraumes abseits der Haupttäler statt. Schon 1971 existierten viele Tourismusgemeinden, die den Übergang zur Dienstleistungsgesellschaft bereits vollzogen hatten, wie z.B. St. Anton am Arlberg, Lech und die Gemeinden im Grödnertal. Bis 2001 folgten etliche weitere Gemeinden, v.a. auch in Osttirol nach, die im Zuge des touristischen Aufschwungs eine Zunahme der Gesamtzahl der Erwerbsbevölkerung zu verzeichnen hatten.