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Armutsrisiko bei Alleinerziehendenfamilien

Die Alleinerziehendenfamilie ist der Familientyp mit dem höchsten Armutsrisiko. 2003 waren in Österreich 31% der in solchen Familien lebenden Menschen armutsgefährdet. Dieser Wert gewinnt zusätzlich an Dramatik, wenn man berücksichtigt, dass 1999 "nur" 16,7% betroffen waren (Bundesministerium für soziale Sicherheit und Generationen 2002, S. 190). (Wieweit dieser Unterschied auf die 2003 erfolgte Umstellung der Erhebungsmethodik zurückzuführen ist, kann an dieser Stelle nicht beantwortet werden.).
In Südtirol stellt sich die Situation genau umgekehrt dar. Während 1998 noch 29% armutsgefährdete Haushalte festgestellt worden waren, zählte man 2003 "nur" noch 19,3% (ASTAT 81, S. 110 und ASTAT 117, S. 94). (Allerdings sind 1998 nur Familien mit Kinder bis 14 Jahren inbegriffen, also jene Altersgruppe, die einerseits nichts zum Haushaltseinkommen beitragen kann, andererseits aber noch besonderer Aufsicht bedürfen.)

Gleich wie bei Elternpaaren mit Kindern verursacht auch hier das Zusammenfallen von Verdienstentgang und zusätzlich zu versorgenden Haushaltsmitgliedern ein steigendes Armutsrisiko. Das zusätzliche Dilemma der Alleinerziehenden besteht in der Unmöglichkeit der elterlichen Arbeitsteilung zwischen Erwerbs- und Kinderbetreuungsarbeit. Alle Pflichten auf eine Person vereint, muss eine Balance zwischen diesen beiden Polen gefunden werden. In dem Maße, in dem die Kinderbetreuung nicht an Verwandte, Bekannte oder öffentliche Einrichtungen, etc. ausgelagert werden kann, sinkt die Chance auf eine Erwerbsarbeit und steigt das Armutsrisiko. Sind Möglichkeiten für die Kinderbetreuung vorhanden, erwächst aus den Kosten neuerlich einen belastender Faktor.

2001 machten Alleinerziehendenfamilien in Tirol rund 17% aller Familien aus. In den Gemeinden Süd- und Osttirol sind sie allgemein stärker verbreitet als in Nordtirol, wo sie mit Ausnahme des Ziller- und des Lechtales vermehrt in und um die städtisch geprägten Gemeinden auftreten.