Armutsrisiko bei Familien mit Kindern
"Kinder sind ein Armutsrisiko (...)" (Benedikter 2005, S. 11). Zu diesem ernüchternden Schluss kommt der Südtiroler Sozialforscher Hermann Atz. Tatsächlich sind sowohl in Südtirol als auch in Österreich Familien mit Kindern überdurchschnittlich von Armut betroffen.
Ursache ist das Wegfallen eines Verdienstes bei zusätzlich zu versorgenden Haushaltsmitgliedern. Kinder verursachen nicht nur direkte Kosten. Sie brauchen auch Aufsicht und Betreuung, was meist eines der Elternteile zumindest teilweise aus dem Erwerbsleben herausnimmt. Fehlt es an Kinderbetreuungseinrichtungen, geschieht dies vollständig und andauernd. Bei Alleinerzieherfamilien verschärft sich das Problem, da die Möglichkeit der elterlichen Aufgabenteilung wegfällt.
"Wenn nicht mindestens jedes zweite Mitglied im Haushalt verdient oder dazuverdient, dann ist der Haushalt überdurchschnittlich oft von relativer Armut betroffen", stellt Benedikter für Südtirol fest(2005, S.42). Folgerichtig waren 1998 in Südtirol schon Zweikinderfamilien überdurchschnittlich von Armut betroffen (18% gegenüber durchschnittlich 14,1%). In Österreich hingegen entspricht ihr Wert 2003 (13%) dem Durchschnitt. Bei drei Kindern steigt das Armutsrisiko da wie dort stark an (Südtirol 1999: 39%; Österreich 2003: 20%). Besonders prekär ist die Situation der Mitglieder von Alleinerziehendenfamilien in Österreich, von denen 31% armutsgefährdet sind. (Atz 2002, S. 9. Astat 117, S. 94. Statistik Austria 2005, S. 93.)
2001 lebten in rund 73% der Tiroler Familienhaushalte Kinder. Der Anteil war in den Gemeinden Süd- und Osttirols in der Regel höher als in Nordtirol.