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Branchenabhängigkeit der erwerbstätigen Wohnbevölkerung 2001

Die Abhängigkeit der erwerbstätigen Wohnbevölkerung in einer Gemeinde und damit die Abhängigkeit der Gemeinde selbst von einer oder wenigen Branchen stellt eine latente Gefahr für den Wohlstand in der Gemeinde dar. Ist eine solche über die Maßen gegeben, können sich wirtschaftliche Turbulenzen in einem schmalen Segment auf unverhältnismäßig viele Menschen auswirken.

Lässt man Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft außer Acht, ist die (erwerbstätige) Wohnbevölkerung in den Gemeinden des Bundeslandes Tirol in deutlich höherem Maße branchenabhängig als jene in Südtirol. Unter den 40 Gemeinden mit den höchsten Werten in Tirol rangieren nur zwei aus Südtirol. Wird Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft mitberücksichtigt, verringert sich der Unterschied deutlich. Ein wesentlicher Unterschied bleibt allerdings bestehen: Die Verwaltungszentren und andere bevölkerungsreiche Gemeinden sind im Mittel im Bundesland Tirol deutlich abhängiger als in Südtirol mit wechselnden Ausnahmen hüben wie drüben. Davon sind Innsbruck und Lienz konstant erstaunlich niedrig, gleichsam südtirolerisch.

Die größten Gebiete mit höheren Abhängigkeiten in Tirol bilden die Gemeinden des Unterinntales zwischen Wattens und Kundl (mit Landwirtschaft etc.) bzw. bis Kufstein (Langkampfen) (ohne Landwirtschaft etc.) inklusive des vorderen und mittleren Zillertales und jene des Außerferns, wo acht der zehn höchsten Werte in Tirol auftreten. Sie sind meist durch eine starke Sachgütererzeugung gekennzeichnet. Im Ziller- und Lechtal übernimmt diese Rolle bisweilen das Gaststätten- und Beherbergungswesen. Dies ist insofern schlüssig, da das Unterinntal das Zentrum der Nordtiroler Industrie ist. Die Ausstrahlung weniger großer Werke ist dort ebenfalls spürbar, findet aber ihre stärkste Ausprägung im ansonsten schwächer industrialisierten Ausserfern.

Geringere Branchenabhängigkeiten erfährt die erwerbstätige Wohnbevölkerung in den städtischen Zentren und ihren Umlandgemeinden. Während sich dies in Nordtirol allerdings nur auf die Landeshauptstadt Innsbruck beschränkt, trifft es in Südtirol neben Bozen auch auf einige Bezirkshauptorte zu (Meran, Schlanders und Brixen). Im Land Tirol ist dies nur für Lienz zu beobachten, was auf seine isolationsbedingte Sonderstellung innerhalb des Bundeslandes hinweist, die es über einem gewöhnlichen Bezirkshauptort hinaus zur "Hauptstadt" von Osttirol macht. In Südtirol zieht sich von Algund (Meran) über Bozen und Überetsch ein geschlossener Gürtel niedriger Werte bis Salurn und bildet neben der Stadtregion Innsbruck die größte Ansammlung geringer Branchenabhängigkeit.

Auffällig ist die geringe Wirkung des Tourismus in Gestalt des Gast- und Beherbergungswesens. Vor allem im Stanzer- und hinteren Zillertal scheint er sich kaum auszuwirken. Dabei gilt allerdings zu berücksichtigen, das der Zeitpunkt der Datenerhebung in Österreich am 15. Mai, in Italien am 21. Oktober, d.h. vor allem in Österreich in der Zwischensaison stattgefunden hat. Während der Saison wären die Abhängigkeitswerte in den Tourismusgemeinden wohl höher zu bewerten.

Abhängigkeitskoeffizient:
Die 10 höchsten Werte
Land Tirol - Südtirol

Die 10 niedrigsten Werte
Land Tirol - Südtirol