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Wie wichtig ist die Landwirtschaft wirklich?

Anteil der Haupterwerbsbetriebe

Der Anteil der Haupterwerbsbetriebe ist ein entscheidendes Strukturmerkmal in der Landwirtschaft. Gibt es viele Vollzeitbauern, die ihre gesamte Arbeitszeit in der Landwirtschaft tätig sind, oder wird der Bauernhof nur neben einem anderen Hauptberuf betrieben?

Traditionell war Tirol ein Bauernland, erst mit dem Aufkommen des Tourismus trat die Landwirtschaft in den Hintergrund. Die wirtschaftlichen und sozialen Veränderungen nach dem zweiten Weltkrieg führten zu einer zunehmend schlechteren Einkommenslage in der Land- und Forstwirtschaft. Da für viele Bauern der Verkauf des Hofes aufgrund der vorherrschenden agrargesellschaftlichen Wertvorstellungen nicht zur Debatte stand, wurde außerhalb der Landwirtschaft nach weiteren Verdienstmöglichkeiten gesucht und der Hof dann meist nur noch im Nebenerwerb weiter geführt.

Eine sehr geringe Haupterwerbsquote ist im Tiroler Oberland und im Außerfern (in den Bezirken Landeck und Reutte von unter 10%) zu verzeichnen. Dort handelt es sich um die traditionellen Realteilungsgebiete (Diagramm Bezirk Landeck), wo der Hof unter allen Erben aufgeteilt wurde. Die Betriebe schrumpften häufig schon im 18. Jahrhundert unter die für die Ernährung einer Familie notwendige Größe, weshalb man sich außerhalb der Landwirtschaft nach einem Nebenverdienst umschauen musste.

Typische Nebenverdienstmöglichkeiten waren früher handwerkliche Tätigkeiten. Heute wird die Landwirtschaft neben sämtlichen anderen Verdienstmöglichkeiten (vom Schlosser bis hin zur Tagesmutter) weiter betrieben. In vielen Alpengebieten ist die Landwirtschaft mit touristischen Angeboten gekoppelt (z.B. Urlaub am Bauernhof, Gastgewerbe).

Bauernhof in Hochsöll
Bild: Josef Aistleitner

In den östlichen Bezirken Nordtirols mit seinen größeren Betrieben sind die Anteile der Haupterwerbsbetriebe dagegen deutlich höher, das Wipptal stellt in diesem Sinne einen Übergangsraum dar. In Südtirol ist der Anteil der Haupterwerbsbetriebe deutlich höher (46% gegenüber 30% in Nord- und Osttirol). Tendenziell ist im Westen infolge des Obstbaus (Vinschgau, Passeier) der Haupterwerbsanteil höher als in den östlicheren Gebieten und auch im angrenzenden Osttirol (Diagramm Bzgm. Vinschgau).

In den an Nordtirol angrenzenden Gebieten setzen sich die Trends weiter fort. Geringe Haupterwerbsanteile in Vorarlberg und Kärnten stehen einer höheren Haupterwerbsquote im Pinzgau gegenüber. In Bayern ergibt sich ein sehr unterschiedliches Bild. Im Allgäu und im Kreis Rosenheim mit den relativ großen Milchviehbetrieben werden sehr hohe Haupterwerbsquoten (meist über 50%) erreicht, während der Anteil im Kreis Garmisch-Partenkirchen nur bei etwa einem Drittel liegt.

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