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Kartentext

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Veränderung in der Verbreitung der ladinischen Sprachgruppe von 1991 auf 2001

Im Ganzen weitgehend gleich geblieben, Verluste in den Kerngebieten

Von 1991 auf 2001 ist der Anteil der ladinischen Sprachgruppe in Südtirol mit einer Zunahme von 0,01 Prozentpunkte auf 4,37% praktisch gleich geblieben (Diagramm).

Die Gemeinden Südtirols zeigen hinsichtlich der Anteils-Veränderung ein sehr uneinheitliches Bild. So geringe Schwankungen hängen in kleineren Gemeinden an einzelnen Personen oder Familien und sind deshalb nicht überzubewerten.

Die größten Veränderungen sind dort zu beobachten, wo die ladinische Sprachgruppe stark vertreten ist.
In den Gemeinden des Gadertales setzt sich die negative Entwicklung der 1980er Jahre nicht nur fort, sondern verstärkt sich 1991 bis 2001 noch weiter. Sämtliche Ladinergemeinden (über 4/5 der italienischen Staatsbürger sind Angehörige der ladinischen Sprachgruppe) verbuchen für die ladinische Sprachgruppe Anteilseinbußen. Hier liegen mit Badia/Abtei und Corvara/Corvara auch die Gemeinden mit den größten Verlusten. Diese sind mit -2,12 bzw. -1,8 Prozentpunkten auch im Vergleich mit den Schwankungsbreiten der anderen Sprachgruppen als erheblich einzustufen. Allerdings sind sie insofern zu relativieren, als dass hier die ladinische Sprachgruppe mit jeweils deutlich über 90 Prozentpunkten ihre größten Bevölkerungsanteile überhaupt verzeichnen kann.
Die Ladinergemeinden in Gröden nehmen im letzten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts die negative Gadertaler Entwicklung auf, Ladinisch nimmt in jeder einzelnen anteilsmäßig ab. Urtijëi/St.Ulrich (-1,67 Prozentpunkte) und S.Crestina/St.Christina (-1,62 Prozentpunkte) verlieren dabei deutlich mehr als Sëlva/Wolkenstein (-0,47 Prozentpunkte). Im Gegenzug gewinnt die ladinische Sprachgruppe in den beiden äußeren Talgemeinden ohne Ladiner Mehrheit - in Kastelruth aber besonders in Lajen (+1,56 Prozentpunkte) - Anteile dazu.

Die Verluste der ladinischen Sprachgruppe in den Ladinergemeinden geschehen hier gleichermaßen zu Gunsten der deutschen als auch der italienischen Sprachgruppe.
Die Möglichkeit einer natürlichen Verdrängung ist eher unwahrscheinlich. Die Geburtenrate liegt hier 1990 bis 1998 deutlich über dem Landesschnitt, die Sterberate deutlich darunter.
Verluste aufgrund von Zuwanderung Anderssprachiger können, zumindest gemäß Wanderbilanz, nur in den Gemeinden Badia/Abtei (+4,59%) und S.Martin/St.Martin (+1,4%) eine Rolle spielen. Gliedert man die Wanderbilanz auf und betrachtet das Ausmaß der Zu- und Abwanderung über die Jahre hinweg, könnte dies allerdings rein rechnerisch durchaus für alle Gemeinden der Fall sein, so man die Wegzüge vor allem der ladinischsprachigen Bevölkerung zuordnen würde.
Da es jedoch keine Sprachgruppen getrennte Erhebung von Wanderungsbewegungen gibt, lassen sich daraus keine eindeutigen Aussagen zur Verschiebung der Sprachgruppen-Anteile ableiten.
Die Assimilierung der ansässigen ladinischen Bevölkerung stellt eine dritte Erklärung für die Verluste der ladinischen Sprachgruppe dar, ist jedoch nicht direkt, geschweige denn eindeutig über Zensusdaten feststellbar.