Tirol Atlas Archiv

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NUTS-3 Region Liechtenstein (Liechtenstein)

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Steckbrief
Hauptort: Vaduz455m
Höchste Erhebung: Vorder Grauspitz2599m
Gemeinden11
Bevölkerung34905
Fläche160 km²
Bevölkerungsdichte218 Einwohner/km²
>> Datenblatt Nuts-3 Kennzahlen
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Foto
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Grafiken
Höhenverteilung (Hilfe)
Corine Landbedeckung
Alterspyramide
 
NUTS-3 Nachbarregionen
Bludenz-Bregenzer Wald, Graubünden, Rheintal-Bodenseegebiet, Sankt Gallen
 
Klimadiagramme nach Walther-Lieth
Vaduz (460 m): ø 9.2 °C / Σ 891mm
 

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Haupsitz der Firma Hilti in Schaan (©Presse- und Informationsamt, Vaduz)
"Hoi" in der Wohlstandsoase Fürstentum Liechtenstein, der Region mit Staatsstatus, der konstitutionellen Erbmonarchie auf demokratisch-parlamentarischer Grundlage, dem sechstkleinsten Staat der Erde.

Naturräumlich ist das vollständig auf Alpenkonventionsgebiet befindliche Land zirka zur Hälfte in Rheinebene und Alpen geteilt. Sein Relief spannt sich vom Ruggeller Riet (430m) bis hinauf zum Vorder Grauspitz (2.599m).

Da der Rhein die westliche Staatsgrenze zum Schweizer Sankt Gallen bildet, liegt Liechtenstein eigentlich zur Gänze in den Ostalpen, genauer im Gebiet des Rätikons. An der Frage, ob diese Gebirgsgruppe den Nördlichen Kalkalpen oder den Zentralalpen zuzuordnen ist, scheiden sich die Geister. Geologen richten den Blick auf die dominierenden Sedimentgesteine - Hauptdolomit und Jurakalke. Geographen dagegen sehen die zentralalpinen Zusammenhänge überwiegen. Alpinführer behandeln den Rätikon bisweilen sogar als eigenständiges Gebirgsmassiv. Ganz sicher ist nur, dass Vorder Grauspitz (2.599m), Falknis (2.562m), Galinakopf (2.198m) und Kuegrat (2.123m) hier die höchsten Punkte sind.

Zwischen diesen Gipfeln vereinen sich Valüner- und Malbunerbach zum Richtung Vorarlberg abfließenden Stägerbach.

Nun sollte bereits das oben verwendete Wörtchen "eigentlich" die Komplexität der geologischen Einteilung andeuten. In Wahrheit prallen nämlich Ost- und Westalpen teilweise auch östlich des Rheins aufeinander. So erheben sich Fläscher- und Schellenberg als Ausläufer der Helvetischen Decke aus dem Rheintal und sparen dabei nicht mit Fossilien. Das Ellhorn, ein Ausläufer des Fläscherbergs, ragt dabei in liechtensteinisches Staatsgebiet. Im Grunde ist der geologische Aufbau noch deutlich komplexer - Stichwort "Vaduzer Flysch".

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Kunstmuseum Vaduz (21.Jh.) zu Füßen des Wohnsitzes der Fürstenfamilie, Schloss Vaduz (12.-17.Jh.) (©Presse- und Informationsamt, Vaduz)

Trotz der kleinen Landesfläche besticht die vielfältige Flora und Fauna. Die Schwemmböden des Rheintals (vergleiche Rheintal-Bodenseegebiet) beherbergen die letzten artenreichen Magerwiesen mit Orchideen, darunter Feuerlilie, Widerbart, Weißliches und Rotes Waldvögelein. Am Rheindamm wachsen hunderte wärmeliebende Pflanzen und sogar einige mediterrane Arten. Das Ruggeller Riet (93ha) ist ein Moor von europäischer Bedeutung, in dem die Sibirische Schwertlilie nur ein Beispiel von beinahe der Hälfte der im Staat nachgewiesenen 1.600 Pflanzenarten darstellt. Gut ein Viertel davon gilt im Übrigen als gefährdet, um die 70 Arten sind schon ausgestorben. 1999 erklärte die Regierung den Alpenanteil zum Pflanzenschutzgebiet, was zur Bewahrung der Raritäten Triglav-Pippau (vergleiche Gorenjska), Schweizer Löwenzahn oder Frauenschuh beitragen müsste.

Vom reichen Tierleben zeugen allein 82 Spinnen-, 146 Vogel-, 408 Käfer- und 534 Schmetterlingsarten! Am waldreichen Rheintalhang leben die typischen Wald-, im Gebirge die klassischen Alpentiere, von Murmeltier bis Steinadler, aber auch Alpensalamander und die einzige Giftschlange des Landes, die Kreuzotter.

Klimatisch mildernd wirkt der starke Föhneinfluss, so zeigen die langjährigen Durchschnittswerte für Vaduz (460m) immerhin relativ hohe 9,2°C. Die annuellen Niederschläge steigen von hier (891mm) bis ins Gebirge auf über 1.900mm an.

Wirtschaftlich isoliert, brachte erst der Zollvertrag mit Österreich-Ungarn 1852 die Textilwirtschaft in Gang, was jedoch die starke Abwanderung - überwiegend nach Amerika - kaum mehr bremsen konnte. Not und Leid endeten ohnehin erst nach dem Zweiten Weltkrieg, als sich auf der soliden Basis des Schweizer Zollvertrags und mit der Währung des Schweizer Franken eine erstaunlich diversifizierte Wirtschaft entwickeln sollte. In beiden Weltkriegen blieb Liechtenstein neutral. Die neue Verfassung von 2003 verschob das Mächtegleichgewicht zwischen Volk und Fürsten zugunsten des Monarchen, wurde aber in einer Volksabstimmung gebilligt.

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Traditioneller Fasnachtsumzug in Schaan (©Presse- und Informationsamt, Vaduz)
Interessanterweise pendelt beinahe die Hälfte aller Erwerbstätigen - darunter viele Fachkräfte - aus dem umliegenden Ausland, so dass das Liechtensteiner BIP/Kopf keine Aussagekraft mehr hat und man anstelle dessen das Bruttonationaleinkommen/Einwohner berechnet. Dieses liegt bei zirka 75.000 € und macht Liechtenstein (gemeinsam mit Monaco) zur Wohlstandsoase Nummer Eins in den Alpen! Auch innerhalb des Staates sind mehr als ein Drittel der Bevölkerung Ausländer, die Einwohnerdichte liegt bei 218 Einwohnern pro km². Mit Ausnahme Malbuns bleibt dabei der Gebirgsraum selbst aber quasi unbewohnt. Die Arbeitslosigkeit liegt bei niedrigen 2,4%.

Hohe 44% der Erwerbstätigen finden sich im Zweiten Sektor, wobei Baugewerbe, Herstellung von elektrischen Geräten, Büromaschinen und Datenverarbeitungsgeräten, Maschinenbau, Nahrungs-, Getränke- und Genussmittelherstellung sowie Fahrzeugbau die führenden Branchen darstellen. In den mit 55% der Stellen nur knapp dominierenden Dienstleistungsbranchen fungieren als Arbeitsplatzbeschaffer vornehmlich Immobilienwesen, Informatik, Forschung und Unternehmensdienstleistungen, gefolgt von Handel und Instandsetzung, Kredit- und Versicherungswesen, Öffentlicher Verwaltung sowie Gesundheits- und Sozialwesen.

Korrigiert werden sollte die einseitige öffentliche Wahrnehmung Liechtensteins als ein vom Bankgeheimnis profitierender, reiner Finanzplatz. Es ist jedoch andererseits nicht zu leugnen, dass hier ungefähr 85.000 Holdinggesellschaften registriert sind, ohne tatsächlich im Staat angesiedelt zu sein! Die günstige Steuerlage trägt dazu selbstverständlich entscheidend bei.

Touristisch hat das kleine Land zu jeder Jahreszeit etwas zu bieten, was über 100.000 Logiernächte per annum bestätigen. Wintersportler zieht es zum Skifahren, Snowboarden, Skitourengehen oder Eislaufen nach Malbun (1.602m), von wo aus zwei Sessel- und vier Schlepplifte die 2.000m-Marke brechen. Langläufer finden ihr Glück in Steg (1.300m) auf 15km langen Loipen in eindrucksvoller Natur, und auf der Rodelbahn kann jeder mithalten. Im Sommer stehen 400km Wanderwege zur Verfügung, darunter der bekannte Weitwanderweg "Via Alpina", und auch Klettern und Mountainbiking sind möglich.

Über dem durch moderne Bauformen an Charme reduzierten Hauptort thront imposant das Schloss Vaduz (12.-17.Jh.), der Wohnsitz der Fürstenfamilie. Lohnenswert sind in Vaduz die Museen, so der monolithische Kubus des Kunstmuseums (21.Jh.), das Landes- und Ski-Museum. Aufregend äußert sich die erstaunlich bewegte Jugendkultur Liechtensteins in diversen Alternativbands. Traditionell dagegen werden die Gerichte "Schwartenmagen" (Presssack) und "Ribel" - dieses Maisgericht war einst Hauptnahrungsmittel des Rheintals - serviert. An den ebenfalls beliebten "Käsknöpfle" (Käsespatzen) lässt sich der alemannische Hintergrund erahnen (vergleiche Oberallgäu), der auch in der Sprache Ausdruck findet. In Triesenberg wird allerdings der höchstalemannische-walserdeutsche Dialekt gesprochen. Unter den regional kultivierten Weinen zählen Chardonnay, Riesling, Sylvaner und Gewürztraminer sowie Blauburgunder und Zweigelt zu den beliebtesten.

In Schaan sitzt die Internationale Alpenschutzkommission CIPRA, die maßgeblich zur Entstehung der Alpenkonvention beitrug und noch heute eine unverzichtbare Institution für alpine Zukunftsfragen ist.

Geschichtliches

Die erhöhten Lagen auf dem Gebiet des heutigen Liechtenstein wurden bereits ab dem 5. Jtsd.v.Chr. vom rätischen Stamm der Vennonen und den keltischen Vindelikern besiedelt. Ab 15 v.Chr. galt Raetien als Römische Provinz. Im 1.Jh. n.Chr. entstand eine Heerstraße über den Splügenpass und allmählich vermischte sich die Sprache der ansässigen Bevölkerung mit dem Lateinischen - Rätoromanisch war geboren. Schon kurz nach der Christianisierung im 4.Jh. erbaute man in Schaan ein Kastell gegen die Einfälle der Alemannen aus Norden. Dennoch gewannen diese im 5.Jh. die Oberhand. Ab dem 8.Jh. gehörte das Gebiet zum Fränkischen Reich. Die Grafen von Bregenz waren schließlich die letzten, die es vom 10. bis tief in das 12.Jh. einheitlich verwalteten.

Danach führte die Erbteilung zu einer Zerstückelung, woraus 1342 auch die Grafschaft Vaduz hervorging, die bald dem Kaiser direkt unterstand. Gleichwohl die Besitzer oft wechselten, blieben die Landesgrenzen ab der Vereinigung mit der Herrschaft Schellenberg 1434 stabil. Die Fürsten von Liechtenstein aus Wien (die Burg Liechtenstein steht im Wiener Umland/Südteil) erwarben 1699 und 1712 die Region, die anschließend zum Reichsfürstentum erhoben wurde. 1799 zogen erst französische, dann russische Truppen durch das Land. 1806 nahm Napoleon Liechtenstein als souveränen Staat in den Rheinbund auf. Dessen Eigenstaatlichkeit ward auch 1815 nicht verloren, als es in den Deutschen Bund einging.

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