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NUTS-3 Region Goriška (Slowenien)

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Steckbrief
Hauptort: Nova Gorica92m
Höchste Erhebung: Triglav2864m
Gemeinden12
Bevölkerung119628
Fläche2325 km²
Bevölkerungsdichte51 Einwohner/km²
>> Datenblatt Nuts-3 Kennzahlen
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Foto
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Grafiken
Höhenverteilung (Hilfe)
Corine Landbedeckung
Alterspyramide
 
NUTS-3 Nachbarregionen
Gorenjska, Gorizia, Notranjsko-kraška, Osrednjeslovenska, Udine
 
Klimadiagramme nach Walther-Lieth
Bilje pri Novi Gorici (55 m): ø 11.8 °C / Σ 1456mm
Bovec (452 m): ø 9.1 °C / Σ 2733mm
Tolmin (180 m): ø 10.6 °C / Σ 2246mm
Vojsko (1067 m): ø 6.2 °C / Σ 2456mm
 

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Nova Gorica (©Vidmar Matjaz)
Schneeweiße Gipfel, kalkgraue Felsen, smaragdgrüne Flüsse - diese Farben malen das Bild einer mannigfaltigen slowenischen Region: Goriška.

In den Julijske Alpe/Julischen Alpen liegen der Triglav/Dreikopf (2.864m) als höchster Berg Sloweniens und viele weitere Gipfel der Südlichen Kalkalpen, beispielsweise Mangart (2.679m), Jalovec (2.645m) und Kanin (2.587m). Am Berührungspunkt der Bergsysteme Alpen und Dinariden erlebt dieser Landstrich wiederholt schwere Erdbeben, zuletzt 1998. Der breite Talboden von Bovec resultiert aus tiefen Kiesaufschüttungen.

Aushängeschilder des Triglav-Nationalparks (838km²/Natura 2000) sind Braunbär und Luchs sowie die großen Steinbock-, Gämsen- und Rotwildpopulationen. In der Avifauna treten Auerhuhn, Haselhuhn, Steinhuhn und Birkuhn ebenso in Erscheinung wie Eisvogel, Neuntöter, Wanderfalke, Steinadler und Gänsegeier. Die Wälder enden auf dieser Seite des Parks bereits in Höhen um 1.600m (zur Flora: vergleiche Gorenjska).

Der Fluss Soča (Deutsch: Sontig/Italienisch: Isonzo) entspringt einer Karstquelle im Dolina Trenta/Trentatal. Sein weiterer Verlauf wechselt im gletschergeformten Tal zwischen breiten Auen und schmalen Klammen. Aus den Seitentälern münden Zadnjica, Lepenjica, Koritnica, Učja und Tolminca ein. Mit 144m Fallhöhe stürzt die Boka als größter Wasserfall des Landes der Soča entgegen. In Most na Soči wird der unberechenbare Hauptfluss erstmalig zum See gestaut, unterhalb der Sperre mündet die Idrijca, die kurz zuvor durch den Zufluss der Bača Wassergewinne verzeichnet.

Mit dem Škofjeloško hribovje (Porezen: 1.630m) nördlich der Idrijca enden die Julischen Alpen (vergleiche Gorenjska). Ab hier prägen mittelgebirgsartige, bewaldete Bergreihen die Landschaft. Weltweiten Bekanntheitsgrad erlangte das Idrijsko Hribovje/Idrijagebirge (Bucovec: 1.445m) wegen seiner Fülle an Quecksilberbeständen. Der Trnovski Gozd/Ternowaner Wald (Modrosovec: 1.353m) ist wald- und flechtenreich und wird dem alpinen Karst zugeordnet. Natura 2000 schützt hier Vogelarten wie Schwarzspecht, Habichtskauz oder Wespenbussard.

Hinter einer beinahe einen Kilometer abfallenden Steilstufe folgt der "slowenische Garten Eden", die üppige mediterrane Obst- und Weinregion des Vipavska dolina/Wippachtals. Die Vipava/Wippach mündet in Gorizia in die Soča, die dort nicht mehr weit von ihrer Mündung in die Adria entfernt ist.

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Kanal ob Soči in den Julischen Alpen (©Lars Keller)

Die Vielzahl der genannten Flüsse rührt von den extremen Jahresniederschlägen zwischen 1.500 und 3.000mm, welche die Genua-Adria-Tiefs im Gebirgsstau verursachen. So werden in Bovec (452m) 2.733mm gemessen - in Relation zur Seehöhe ein alpenweiter Rekord. Trost spenden mögen die annuell dennoch erreichten 1.780 Sonnenstunden. Mit bis zu 3.500mm Regen und Schnee gehört der Ternowaner Wald zu den feuchtesten Gebieten der Alpen. Nur die Hälfte an Niederschlägen und eine ausgeprägte Trockenzeit im Sommer weist das submediterrane Klima des Vipava-Tals aus. Eine Besonderheit ist dort die winterliche Bora, ein kalter und sehr heftiger Fallwind.

Goriškas Bevölkerungsdichte beträgt seit längerem 51 Einwohner pro km², wobei sich der Siedlungsschwerpunkt in den Ebenen im Süden befindet. Leben in Nova Gorica 118 Menschen je km², so sind es in Bovec nur neun. Die Gebirgsregion kämpft ohnehin gegen die massive Abwanderung junger Bevölkerungsschichten.

Bis 1950 stellte die Quecksilbermine in Idrija den einzigen bedeutenden Industriezweig dar - sie wird möglicherweise bald Unesco-Weltkulturerbe. Mittlerweile hat sich jedoch eine ganze Reihe moderner, exportorientierter Branchen angesiedelt, allen voran die Elektronikindustrie. Einen Vorteil für die positive Entwicklung stellt dabei die Standortnähe zur dicht industrialisierten Ebene von Friaul dar. Goriška weist eine der niedrigsten Arbeitslosenquoten Sloweniens auf (4,2%). Das BIP/Kopf liegt mit 11.396 € zwar im slowenischen Mittelfeld, alpenweit aber nur auf dem bescheidenen Rang 94.

Der Tertiäre Sektor schafft bereits 50% der Jobs, vor allem in Handel und Instandsetzung, Erziehung und Unterricht, Verkehr und Nachrichtenübermittlung, Gesundheits- und Sozialwesen sowie sonstigen öffentlichen und privaten Dienstleistungen. Im Zweiten Sektor arbeiten mit 45% der Stellen fast ebenso viele Personen, vornehmlich in Herstellung von elektrischen Geräten, Büromaschinen und Datenverarbeitungsgeräten, Bauwesen, Maschinenbau, Herstellung von Möbeln, Schmuck, Musikinstrumenten und Recycling sowie Metallproduktion, -bearbeitung und Herstellung von Metallerzeugnissen.

Der schwer zugängliche nördliche Regionsteil ist weitgehend vom Tourismus abhängig. So lebt das Soča-Tal von Wildwasserfahrern, Bergsteigern, Mountainbikern und Wintersportlern. Mit dem Skizentrum am Kanin bei Bovec erleben letztere bis in Höhen um 2.300m das einzige hochalpine Ski- und Langlaufgebiet Sloweniens, auf dessen 13km Pisten die Saison bis Ende April geht. Die Rundblicke über drei Länder sowie die Aussicht bis zur Adria sind atemberaubend. Bergführer weisen Skitourengehern den Weg ins Krnica-Tal. In der Flitscher Klause (19.Jh.) finden im Sommer Theateraufführungen statt. Römische Ausgrabungen und Hallstatthäuser lassen sich in Most na Soči entdecken.

Am dunkelgrünen Fluss Idrijca entlang führen Wege nach Cerkno und Idrija, wo die Heimat der Spitzenklöppelei liegt. Eine durchaus moderne touristische Infrastruktur erschließt die Bergwelt mit ihren Misch- und Fichtenwäldern und den sonnigen Hochebenen. Im Tal bieten Thermalquellen Entspannung und Erholung. Winters sorgen beschneite Abfahrtspisten zwischen 900 und 1300 Metern Seehöhe um Črni Vrh und Cerkno für Freude am Ski- und Snowboardsport. Sehenswert sind aber auch das Partisanenhospital aus dem Zweiten Weltkrieg in der Pasica-Schlucht (Kandidat Unesco-Weltkulturerbe) oder die traditionellen Faschingsläufe, die dem Winter den Garaus machen. Die Spezialität Idrijas sind die schmackhaften "Žlikrofi", gefüllte Teigtaschen.

Gänzlich ohne Altstadt besitzt Nova Gorica einen sehr eigenen Charakter und mit dem Spielcasino einen besonderen Anziehungspunkt. Ein US-Casinobetreiber möchte in der näheren Umgebung der Stadt ein "europäisches Las Vegas" errichten, das als Motor für die Tourismuswirtschaft fungieren soll. Geistigen Gewinn verspricht dagegen der Besuch des Gorica-Museums. Von dem über der Stadt gelegenen Franziskanerkloster Kostanjevica (17.Jh.) aus fällt das Auge auch auf die Görzer Hügel. Hier wachsen die meistprämierten Weine Sloweniens, so die weißen Beli Pinot (Weißer Burgunder), Chardonnay, Tokaj, Sauvignon oder Sivi Pinot (Grauburgunder) und die roten Cabernet Franc, Cabernet Sauvignon, Merlot sowie der ehrwürdige Modri Pinot. Vipava-Weine sind diesen sehr ähnlich.

Geschichtliches

Historische Stätten werden in Goriška bis in die Hallstattzeit datiert, etwa nahe Tolmin. Während der Römerzeit (Provinz Pannonien) wurde die Passstation "Ad Pirum" an der Via Gemina, der Verbindung Laibach-Aquileia, zur militärischen Sperranlage ausgebaut. Zur Völkerwanderungszeit diente diese allerdings verschiedenen Völkern als Einfallstor Richtung Italien. So ließen sich Langobarden nieder, wanderten 568 jedoch weiter Richtung Westen und wurden hierzulande von siedelnden Alpenslawen ersetzt. Im Mittelalter übertrugen die fränkischen Herrscher die kirchliche Obhut der Region an das Geschlecht Oglej/Aquileia, bis die - nach dem Hauptort benannten - Grafen von Görz und schließlich die Habsburger die Macht übernahmen (vergleiche Gorenjska). Zur Zeit Napoleons wurde die Region den Illyrischen Provinzen zugeordnet, nach deren Rückgabe an Österreich dem zwischen 1814 und 1849 bestehenden Königreich Illyrien.

Traurige Bekanntheit erlangte das Soča-Tal während des Ersten Weltkriegs, als an der sogenannten "Isonzo-Front" den Geschichtsbüchern über eine Million getöteter österreichischer und italienischer Soldaten eingeschrieben wurden. Mit dem Vertrag von Rapallo geriet Goriška 1920 wieder in italienische Hände, nach 1947 war es Teil Jugoslawiens. Die Teilung der traditionell dreisprachigen Stadt Gorica/Görz/Gorizia nach dem Zweiten Weltkrieg - das Zentrum von Gorizia verblieb bei Italien - führte auf jugoslawischer Seite zur Gründung von Nova Gorica, einer Stadt vom Reißbrett. Sie hat sich als Verwaltungs-, Kultur- und Wirtschaftszentrum Westsloweniens etabliert. Die Probleme der Transformationsjahre nach Wiederherstellung der slowenischen Eigenstaatlichkeit 1991 blieben auch Goriška nicht erspart.

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