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NUTS-3 Region Luzern (Schweiz)

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Steckbrief
Hauptort: Luzern435m
Höchste Erhebung: Brienzer Rothorn2349m
Gemeinden96
Bevölkerung356384
Fläche1494 km²
Bevölkerungsdichte239 Einwohner/km²
>> Datenblatt Nuts-3 Kennzahlen
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Foto
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Grafiken
Höhenverteilung (Hilfe)
Corine Landbedeckung
Alterspyramide
 
NUTS-3 Nachbarregionen
Bern, Nidwalden, Obwalden, Schwyz
 
Klimadiagramme nach Walther-Lieth
Luzern (456 m): ø 8.8 °C / Σ 1171mm
 

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Luzern, am nordwestlichen Ende des Vierwaldstättersees (©Luzern Tourismus AG)
"Die Schweiz findet in Luzern statt, denn alle Vorzüge unseres Landes werden hier auf einen Punkt gebracht: die Stadt - der See - die Berge." (www.myswitzerland.com)

Nur in seinem Südteil liegt Luzern auf Alpenkonventionsgebiet. Am Schnittpunkt mit Bern und Obwalden ragt das aus Kalk aufgebaute Brienzer Rothorn (2.349m) empor, das in einigen Gebirgsgruppen-Abgrenzungen als höchster Punkt der Emmentaler Alpen genannt wird, in anderen jedoch zu den Berner Alpen zählt. Bergsteiger beobachten rund um den höchsten Regionsgipfel große Populationen an Steinböcken. Fürstein (2.039m) und Mittaggüpfi (1.916m) erheben sich ebenfalls ganz im Süden.

Die 6km lange, voralpine Schrattenfluh (Hengst: 2.039m) fällt nach Nordwesten steil ab, während der südostliche Abschnitt von einer ausgedehnten Karstlandschaft mit Höhlen und den nach diesem Gebirgsstock benannten "Schrattenkalken" charakterisiert wird.

Der aus den Alpen bis an die Stadt Luzern heranreichende Vierwaldstättersee gilt als BLN-Landschaft (382km²/vergleiche: Nidwalden).

Das erste Unesco-Biosphärenreservat der Schweiz, das Entlebuch, wird auch als "Wilder Westen von Luzern" bezeichnet. Rund um das Haupttal der Kleinen Emme entschlossen sich die Einwohner, auf 410km² eine einzigartige europäische Naturlandschaft unter Schutz zu stellen. Mit diesem Schritt möchte die wirtschaftlich wenig florierende Gegend einen neuen Anfang wagen und damit zugleich die Abwanderung junger Menschen aufhalten. Viele Tierarten, wie Auerhahn, Uhu oder Luchs, sind hier heimisch. Naturgeographisch faszinieren mitunter die Auwälder und die Sumpflandschaften Klein Entlen, Hilferenpass, Habkern/Sörenberg und Glaubenberg (vergleiche Obwalden).

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Unesco-Biosphärenreservat Entlebuch (©UNESCO Biosphäre Entlebuch)

Nur 20 Arten, meist Moose und Flechten, gedeihen in den Hochmooren. Fleischfressende Pflanzen sind am besten an die unwirtlichen Verhältnisse angepasst, beispielsweise der Rundblättrige Sonnentau.

Der Entlebucher Wald kann stellvertretend für die Waldgürtel der Region beschrieben werden: Die Buchenwälder der submontanen Zone gehen ab 1.000m Seehöhe mehr und mehr in Tannen-Buchenwälder über, ab 1.300m folgen Tannen-Fichtenhölzer, über 1.500m nur noch Fichten. Die Waldgrenze liegt bei 1.800m.

An die Alpen schließt nördlich ein Molasseband an. Die BLN-Landschaft Napfbergland (161km²/Napf: 1.408m) etwa besteht aus Nagelfluhkonglomeraten, Sandstein und Mergel, die Oberfläche ist von tiefen Kerbtälern zerschnitten. Als Refugium der Alpenflora während der Eiszeit treten Alpensoldanelle, Alpenhahnenfuß, Alpenhelm und Silberwurz auf.

Der weite Rest des Kantons besteht aus von Moränen überprägtem und von Mooren, Bächen, Flüssen und Seen durchtränktem Alpenvorland. Mauensee, Sempachersee und Baldeggersee liegen komplett auf Kantonsgebiet, Zugersee und Vierwaldstättersee werden mit den umliegenden Nachbarn geteilt. Der Zugersee ist maximal 198m tief, 14km lang, 5km breit und besitzt 38km² Oberfläche sowie 3,2 Mrd. m³ Volumen. Wauwilermoos und Hagimoos sind BLN-Landschaft (17km²). Unter den Flüssen wollen Reuss, Kleine Emme, Wigger und Suhre genannt sein. Der tiefste Punkt liegt mit 406m in der Reussebene.

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Hotel Gütsch (19.Jh.) in Luzern (©Pixelio.de)
Die Mittel der Jahrestemperaturen und Jahresniederschlagssummen unterscheiden sich zwischen dem direkt am Vierwaldstättersee gelegenen Luzern (456m) mit 8,8°C und 1.171mm von denen am Brienzer Rothorn mit -0,6°C und zirka 1.950mm erheblich.

Die Region ist mit 239 Einwohnern pro km² dicht besiedelt, in der Agglomeration um Luzern liegen diese Werte maßgeblich höher. 35.724 € BIP/Kopf bedeuten im Vergleich der Alpenregionen einen hervorragenden 14. Rang. Und das, obwohl noch immer 10% der Erwerbstätigen ihr Einkommen im Primären Sektor finden. Die Arbeitslosigkeit beträgt 3,1%.

Der Sekundäre Sektor schafft 27% der Stellen, überwiegend in Baugewerbe, Maschinenbau, Nahrungs-, Getränke- und Genussmittelherstellung, Metallproduktion, -bearbeitung und Herstellung von Metallerzeugnissen sowie Papier-, Verlags- und Druckgewerbe. Die 1874 in Luzern gegründete Schindler Aufzüge AG beherrscht gegenwärtig den Weltmarkt im Rolltreppenbau, bei Aufzügen wird die Weltmarktvizeposition eingenommen. Dienstleistungsbranchen dominieren mit 64% aller Arbeitsplätze, wobei Handel und Instandsetzung, Gesundheits- und Sozialwesen, Immobilienwesen, Informatik, Forschung und Unternehmensdienstleistungen, Erziehung und Unterricht sowie Hotel- und Gaststättengewerbe hervorzuheben sind.

Als wirtschaftliche Standortvorteile gelten die hervorragende Verkehrsanbindung durch die Nord-Süd-Achse Basel-Mailand und den nahen Flughafen Zürich-Kloten. Die bekanntesten Messen sind die Zentralschweizer Erlebnismesse, die Modeschau "Gwand" und das Comic-Festival "Fumetto".

Die Urlaubsmöglichkeiten sind vielfältig, obwohl die Landschaft eher für konditionell gemäßigtere Touren zu Fuß, auf dem Mountainbike oder mit Schneeschuhen geeignet erscheint. Die wenigen Wintersportgebiete wie etwa Marbachegg sind familienfreundlich. In der Skiregion Sörenberg überraschen am Brienzer Rothorn mitunter auch anspruchsvollere Abfahrten. Den Pilatus erklimmt man mit der Luftseilbahn von Kriens aus und begibt sich dann auf die Schlittelpiste beziehungsweise im Sommer zum Klettern und Ausblicken (vergleiche Obwalden). Den Rigi erschließt die Gondelbahn von Weggis aus (vergleiche Schwyz). Badefreuden aller Art und Ausflugserlebnisse per Schiff bieten die Seen.

Der Hauptort Luzern trägt den Beinamen "Tor zur Zentralschweiz". Es ist wohl die Mischung aus pittoresken Bürgerhäusern, Hotelprunkbauten der Belle Epoque am Nationalquai und die Lage am See, die das heutige Stadtbild zu einem der schönsten der Schweiz machen. Die um 1300 erbaute Kappellbrücke über die Reuss ist die älteste gedeckte Holzbrücke der Welt. Die Sammlung Rosengart zeigt Bilder von Klee, Monet, Renoir, Cézanne, Mirò und Picasso, gleichwohl Werke von letzterem auch im Picasso-Museum ausgestellt werden. Besonders empfehlenswert ist der Besuch der Stadt während Fasnacht, Altstadtfest oder Weihnachtszeit. Im Entlebuch stehen uralte Kapellen, die barocke Dorfkirche Sankt Martin (18.Jh.) ist sehenswert. Vereine organisieren Konzerte von Musik-, Gesangs- und Jodlergruppen. Die Durchführung der regelmäßig stattfindenden Entlebucher Operettensaison obliegt der traditionellen Theatergesellschaft.

Zu lokalen Spezialitäten, wie "Luzerner Zwiebelsalat", "Tuusig-Bohne-Ragout" (Mischung aus Bohnen, Erbsen und Entlebucher Rauchwürsten) oder "Chügelipastete" (Pastete in Kugelform), sollte man Riesling Sylvaner, Pinot noir und den in der Schweiz ansonsten kaum angebauten Garanoir kosten.

Geschichtliches

Die erste Besiedlung Luzerns vollzog sich während der Jungsteinzeit, keltische Helvetier wanderten ab 800 v.Chr. ein. Die Römer hatten ab 15 v.Chr. das Sagen und schufen später die Provinz Obergermanien. Ab dem 6.Jh. ergriffen die Alemannen Besitz. Am Abfluss der Reuss aus dem Vierwaldstättersee wurde 740 das Kloster Leodegar als Namensstifter für Luzern erbaut, über das die elsässische Abtei Murbach Einfluss gewinnen sollte. Im Jahr der Unabhängigkeit Luzerns 1178 erfolgte die Gründung der durch den Gotthardverkehr aufblühenden Stadt. Gegen Ende des 13.Jhs. brachte König Rudolf I. von Habsburg die Grundherrschaft über das Kloster und dessen Ländereien in Besitz, was bei den Luzernern große Besorgnis auslöste. So verbrüderten sie sich 1322 im Abwehrkampf gegen das bedeutendste Adelsgeschlecht Mitteleuropas mit den Urkantonen Uri, Schwyz und Unterwalden.

Der Beitritt der Stadt rettete vermutlich das Überleben der jungen Eidgenossenschaft. In der Schlacht von Sempach 1386 gelang der Befreiungsschlag. 1415 verlieh Kaiser Sigismund Luzern die Reichsfreiheit. Da man der Reformation im 16.Jh. treu widerstand, jedoch von nun an die protestantischen Städte an Gewicht zunahmen, endete die tragende Rolle Luzerns innerhalb der Eidgenossenschaft. 1653 wurde das Entlebuch zum Zentrum aufständischer Bauern, die im Bauernkrieg aber unterlagen. Die darauf folgenden Ereignisse decken sich mit denen der restlichen Zentralschweiz: Unterordnung in die Helvetische Republik 1798, Rückgewinnung der Unabhängigkeit 1813, Sonderbundskrieg 1847 sowie Gründung des Schweizer Bundesstaats 1848. Die Landwirtschaft blieb dabei lange der dominierende Wirtschaftszweig im Kanton, an dem die industrielle Revolution vorüberzuziehen schien. Einzelne Baumwoll- und Seidenverarbeiter in den Alpentälern (Entlebuch) waren die Ausnahme. Noch heute existieren ausgeprägte Mitbestimmungsrechte des Volkes durch Initiativen und Referenden.

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