NUTS-3 Region Berchtesgadener Land (Deutschland)
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Eingebettet zwischen dem bayerischen Nachbarn Traunstein im Nordwesten sowie den österreichischen Nuts-3-Regionen Salzburg und Umgebung im Norden und Osten und Pinzgau-Pongau im Süden und Westen, liegt der international bekannte und doch bescheiden und ursprünglich gebliebene Landkreis Berchtesgadener Land. Er gliedert sich in den hochalpinen Teil um Berchtesgaden, die alpine und voralpine Zone um Bad Reichenhall sowie das Alpenvorland um Freilassing. Im Rupertiwinkel, der leicht hügeligen Moränenlandschaft um den Abtsdorfer See mit dem sich der Grenze entlang schlängelnden Salzachabschnitt bei Laufen, liegt bei 383m der niedrigste Punkt der Gegend. Flussaufwärts passiert man den Teisenberg (1.314m) in der erosionsanfälligen Flyschzone (vergleiche Traunstein) und befindet sich dann abrupt in alpinem Gelände. Im Westen ragen hier die Ausläufer der Chiemgauer Alpen mit dem Hochstaufen 1.771m empor, alle folgenden Gebirgsstöcke gehören zu den Berchtesgadener Alpen. Deren nördlichster Ausläufer ist das Untersbergmassiv (Hochthron: 1.972m), im Süden schließen sich Lattengebirge (Karkopf: 1.738m), Reiter Alpe (Stadelhorn: 2.286m), Hochkalter (2.608m), Watzmann Mittelspitze (2.713m), Hagengebirge (Kahlersberg: 2.350m) und Steinernes Meer (Brandhorn: 2.610m) an. Chiemgauer und Berchtesgadener Alpen sind Teil der Nördlichen Kalkalpen und bestehen dementsprechend aus Sedimentgesteinen, etwa Ramsaudolomit oder Dachsteinkalken. Am Fuße der unter Bergsteigern legendären Watzmannostwand liegt der noch legendärere Königssee. Die maximale Tiefe von 190m führt die Kraft des einst hier wirksamen Gletschers vor Augen und beruhigt nicht eben beim Überschreiten des im Winter bisweilen zugefrorenen Sees. Die Länge des Königssees beträgt zirka 7km, die Breite 1km. Er fasst über 500 Mio. m³. Das Wasser fließt aus dem Obersee zu, der Ablauf erfolgt über die Königsseeache hin zur Salzach, dem mit 225km längsten Nebenfluss des Inns. Geomorphologisch bemerkenswert sind die auf der anderen Seite des Watzmanns gelegenen, 10km langen und 300m tiefen Schuttströme des Wimbachtals.
Im Nationalpark Berchtesgaden (Natura 2000) gibt es auf 208km² rund um den höchsten zur Gänze auf deutschem Staatsgebiet gelegenen Berg viel zu entdecken: Den mit Bergahorn, Esche und Bergulme durchmischten submontanen Buchenwäldern (470-700m) folgen die montanen Mischwälder aus Rotbuche, Weißtanne, Fichte und Bergahorn (700-1.400m) sowie die subalpinen Baumarten Fichte, Lärche und Zirbe (1.400-2.000m). Darüber gedeihen alpine Vegetationstypen, wie Latsche, Grünerle oder Rhododendron (2.000-2.800m). Zu ostalpinen Besonderheiten gehören Wildes Alpenveilchen, Dolomiten-Mannsschild oder Tauernblümchen. Quasi sämtliche Alpentiere - von Murmeltier bis Steinbock und Steinadler - sind vertreten, gleichwohl Bär, Wolf und Luchs fehlen. Im Berchtesgadener Land ist das Relief für kleinräumig stark variierende Klimabedingungen verantwortlich. So fängt das beinahe allseits von Bergen umgebene, aber für nördliche Luftmassen offen stehende Reichenhaller Becken (470m) hohe Niederschläge auf - im Jahresdurchschnitt 1.666mm. Bis Schönau am Königssee (616m) fallen diese Werte, infolge der Gebirgsabriegelung, um etwa 200mm ab. Mit der Höhe nehmen die Niederschläge wieder zu, so am Watzmann auf über 2.500mm. Die mittleren Jahrestemperaturen liegen in Bad Reichenhall bei 8,0°C, um dann in den höchsten Gipfelregionen bis -4°C abzusinken. 122 Einwohner pro km² beträgt heute die Bevölkerungsdichte der Region - Tendenz durch Zuzüge steigend. 22.063 € BIP/Kopf (Rang 67 alpenweit) dokumentieren die ökonomische Situation des Berchtesgadener Lands, in dem 5% des Berufsangebots aus Erstem, 24% aus Zweitem und 71% aus Drittem Sektor stammen. Die Arbeitslosigkeit liegt bei 6,2%.
Berchtesgaden, Watzmann mit Hocheck (2.651m), Mittelspitze (2.713m), Kleiner Watzmann (2.307m) (©Pixelio.de) Die sportlichen Möglichkeiten rund um den Watzmann sind vielfältig. Skigebiete liegen am Jenner (Freeriding), Götschen (Bundesleistungszentrum Damen Ski alpin und Snowboard), Rossfeld und Hochschwarzeck (Familienabfahrten). Langlaufloipen werden allerorten gespurt. Die Schönheit der Natur bildet aber nach wie vor die Basis des Fremdenverkehrs, wobei der Nationalpark mit seinen Führungen und Lehrpfaden diese den Menschen am besten nahe bringt. Eine Schiffsfahrt auf dem Königssee mit seinem mythischen Echo und der anmutigen Kapelle Sankt Bartholomä (ab 12.Jh.) darf natürlich auch in keinem Urlaubsprogramm fehlen. Abseits dieser Attraktionen faszinieren die Klammen und Schluchten, wie die Almbachklamm mit Deutschlands ältester Kugelmühle oder Wimbachklamm und Weißbachschlucht, und speziell auch die romantischen Almen, so Kührointalm oder Gotzenalm. Badenixen schätzen Thumsee und Saalachsee, im Winter die Watzmanntherme in Berchtesgaden und die prunkvolle neue Rupertus-Therme in Bad Reichenhall. Beide Bäder nutzen die Heilkräfte der Sole. Die staatlichen Kuranlagen und die 40-köpfige Philharmonie Bad Reichenhall ziehen viele Gäste in die "Alpenstadt 2001". Die Alte Saline (1840-51) gilt als Industriedenkmal, sehenswert sind aber auch das Alte Rathaus (1849), die Pfarrkirche Sankt Nikolaus, das einstige Chorherrenstift Sankt Zeno und Burg Gruttenstein (alle 12.Jh.) sowie die original erhaltene Obere Stadt. Heimat-, Salz- und Faschingsordenmuseum sind ebenfalls beliebt. Weitere Marksteine der Region bilden Wallfahrtskirchen, Salzbergwerk und Schloss in Berchtesgaden (12.-18.Jh.), Kehlsteinhaus, Dokumentation Obersalzberg oder Lokwelt Freilassing. Spätestens seit 1688 gibt es die Bartholomä-Wallfahrt, in der Wanderer, Jodler und Pfarrer das Gebirge von Maria Alm aus in Richtung Königssee überschreiten. Besinnlich ist die "Staade Zeit" vor Weihnachten mit Krippenspielen und "Stubenmusi". Feuchtfröhlicher geht es dagegen beim Maibaumstehlen zu - der Gerstensaft kommt dabei gerne vom Wieninger- oder Bürgerbräu, beides Brauereien in Familienhand. Zur Kirchweih serviert der Fischer am Königssee Schwarzreiter. Die "Gäste aus dem Norden" lieben das Bauerntheater. Und sie lassen sich nicht einmal von den traditionellen Böllerschützen in ihren Trachten vertreiben...
Geschichtliches
Kelten- und Römerzeit berührten vornehmlich die nördliche Hälfte des Landkreises, dessen drei Bestandteile im 6.Jh. im Bayerischen Stammesherzogtum verbunden waren. Danach teilte sich deren Geschichte. Der Name Rupertiwinkel leitete sich etwa vom ersten Salzburger Bischof (690-710), dem heiligen Rupert, ab, dessen Erzbistum bis zur Säkularisation 1803 im nördlichen Drittel bestimmend war. Seit 1816 bildete die Saalach-Salzach-Linie die bayerisch-österreichische Grenze. Reichenhall (= "reich an Salz") gelangte durch die Salzgewinnung zu Wohlstand. Da es seit jeher bayerischen Boden darstellte, unterlag es aber kriegerischen Auseinandersetzungen mit den Salzburger Fürstbischöfen.
Rund um Berchtesgaden begannen menschliche Aktivitäten erst um 1100 mit Niederlassung und Rodungen der Augustiner Chorherren. Auch hier erwiesen sich die Salzvorkommen als Segen. 1817 baute man die Soleleitung nach Reichenhall, welches selbst über Pipelines mit Traunstein und Rosenheim verbunden war. Die Autorität der reichsunmittelbaren Fürstprobstei endete 1803. 1810 übernahm das Königreich Bayern die gesamte Region. Mitte des 19.Jhs. öffnete in Reichenhall das Soleheilbad, und auch in Berchtesgaden entwickelte sich der Fremdenverkehr. Traurigen Beigeschmack hinterließ die NS-Zeit, in der der Obersalzberg als zweiter Regierungssitz Adolf Hitlers galt. Nur dieser Ort wurde 1945 bombardiert, während Berchtesgaden im Gegensatz zu Reichenhall unbeschadet davon kam. Nach dem Krieg nahm man viele Heimatvertriebene Schlesier und Sudetendeutsche auf und ein Displaced Persons-Lager entstand. Die Wiedervereinigung der Territorien im Landkreis erfolgte 1972. Die amerikanische Armee verließ Berchtesgaden - freundschaftlich verbunden - erst wieder im Jahr 1999. | |||||||||||||||||||